Wie intelligent oder „smart“ müssen elektromechanische Bedienelemente sein, um HMIs von morgen gerecht zu werden?
Torsten Singer, Schlegel: Smarte, intelligente Produkte haben sich mittlerweile etabliert, von einem Trend kann hier eigentlich nicht mehr gesprochen werden. Die Vision eines „HMI von morgen“ weckt hohe Erwartungen. Dass diese nicht immer erfüllt werden können und die Lösungen nicht immer praktikabel sind, hat sich aber bei den smarten Komponenten schon gezeigt. Daher werden elektromechanische Bedienelemente in ihrer ursprünglichen Funktionalität auch weiterhin nicht nur eine Daseinsberechtigung haben, sondern notwendig bleiben. Der Aspekt der Sicherheit darf in diesem Zusammenhang nicht aus den Augen verloren werden: Komplexere Systeme bedeuten immer eine größere Fehlerquelle, und Zugriffsmöglichkeiten von außen bergen stets die Gefahr unberechtigter Zugriffe. Wie oft dies vorkommt, erleben wir immer wieder am PC.
Anette Riedl-Materna, Schurter: Alle unsere „aktiven elektronischen Schalter“ aus dem Standardsortiment sind im weitesten Sinne programmierbar. Darüber hinaus bieten wir zusätzlich smarte Schalter-Lösungen für unsere Kunden an. Der Schurter CDS1 wäre hierfür ein Beispiel. Denn wir gehen davon aus, dass die Schalter und Taster der Zukunft „smart“ sein müssen, und zwar weil die Geräte unserer Kunden immer komplexer werden, was auch die Anforderungen an die Bedienelemente erhöht.
Moritz Futterer, Rafi: Die elektromechanischen Bedienelemente müssen sich der Peripherie anpassen und unter Umständen mit ihr „wachsen“. Das zeigt sich dann, wie bei IO-Link, an dem Protokoll, nach dem sich die Bedienelemente und HMIs mit den Steuerungen „unterhalten“.
Allerdings muss man die Kirche auch im Dorf lassen. Die ursprüngliche Aufgabe von Tastern und Schaltern ist die Erfassung einer menschlichen Interaktion und die Übermittlung des Signals für die Elektrotechnik oder Elektronik von Steuerungen. Das wird auch weiterhin so bleiben, so dass es auch in Zukunft für einfache elektromechanische Taster noch viele Einsatzorte geben wird. Pfiffige Zusatzfeatures wie die Beleuchtung einer solchen Bedieneinheit in einer individuellen Farbe lassen sich jedoch nur realisieren, wenn die Steuerung auch Signale an den Taster schicken und dieser danach handeln kann.
Markus Zemke, N&H Technology: Im Status Quo sind innovative Bedienelemente meist eine Kombination der bewährten elektromechanischen Bedieneinheiten und modernen Touchpanels. Die Bedienelemente sollten dabei vor allem zuverlässig und langlebig sein. Zudem müssen sie sich dem Anwendungsbereich anpassen. Folientastaturen beispielsweise sind nach wie vor in der Medizintechnik sehr beliebt. Beim Einsatz mehrerer elektrischer Quellen an einem Ort, etwa im OP, kann es bei unzureichender Abschirmung gegen elektrische oder elektromagnetische Effekte zu Fehlfunktionen und Störungen der einzelnen Geräte kommen, so dass eine zusätzliche EMV-Abschirmung der Tastatur notwendig ist.
Eine wichtige Rolle spielen auch die zunehmenden Anforderungen an Miniaturisierung und Designorientierung. Taster mit geringen Einbautiefen sowie Folientastaturen mit umfangreicher Ausstattung bei zugleich flachem Aufbau spiegeln den Trend wider. Die Endgeräte sollen flacher, dünner und leichter werden, jedoch stößt auch die Miniaturisierung im Eingabebereich an ihre Grenzen, schließlich müssen die Geräte noch von Menschen bedienbar sein. Touchscreens und Sprachsteuerung, gepaart mit der weiteren Entwicklung in der Künstlichen Intelligenz (KI), werden zunehmend präsenter, gerade weil sie bereits ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags sind.
Dr. Roland Aubauer, Captron Electronic: Die Anforderungen an HMIs steigen von Tag zu Tag, denn auch die Prozesse der Industrie 4.0 werden zunehmend komplexer. Dementsprechend müssen HMIs so intelligent wie möglich sein. Aus diesem Grund integrieren wir Mikrocontroller, um flexibel auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Damit lässt sich beispielsweise ein Wartungsbedarf durch Selbstdiagnose rechtzeitig prognostizieren. Gerade bei modernen Bedienelementen ist das essenziell, denn Anlagen oder öffentliche Verkehrsmittel benötigen eine hundertprozentige Ausfallsicherheit.
Oliver Kluj, Knitter-Switch: Gar nicht, denn der Verzicht auf „smartness“ sorgt für maximale Kompatibilität zu allen Welten der Signalverarbeitung. Gleichwohl umfasst unser Sortiment auch Schalter und Taster mit eingebauten Controllern.