Interview mit Christian Dunger, WDI

MEMS ohne Mehrwert machen keinen Sinn!

21. Januar 2015, 9:16 Uhr | Alfred Goldbacher
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Was spricht für MEMS-Oszillatoren?

Und was spricht nun konkret für MEMS-Oszillatoren?

Dunger: Für den Anwender eröffnen sich mit den neuen MEMS-Technologien interessante Produktalternativen, welche in manchen Anwendungen ihre Existenzberechtigung haben. Wirklich interessant wird es, wenn man nicht die Einzelkomponente MEMS-Oszillator betrachtet, sondern diese komplett in einen Halbleiterbaustein integriert – dies wäre dann ein echter Mehrwert für den Kunden, so dass ein derartig integriertes Bauteil, gerade in Massenanwendungen, den klassischen diskreten Taktgeber ersetzen könnte. Interessant sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die von Silicon Labs vorgestellten CMEMS-Oszillatoren. Die CMEMS-Oszillatoren bestehen aus voll integrierten, monolithischen CMOS+MEMS-Bauelementen, die sich durch hohe Zuverlässigkeit und wenig Platzbedarf auszeichnen. Sie beruhen auf einer patentierten Technologie, durch die es möglich wurde, MEMS-Strukturen direkt auf standardisierten CMOS-Wafern in der Serienproduktion zu positionieren.
Q-MEMS, also lithographisch bearbeitetes Quarz, hingegen sind nicht als direkte Antwort auf MEMS-Produkte zu verstehen. Nach Aussage von Epson sind diese als eine prozesstechnische Weiterentwicklung zu betrachten, um kleine Bauformen bei möglichst gleichbleibender Quarz-Charakteristik anbieten zu können. Da einer der Vorteile von MEMS-Oszillatoren deren kleine Bauform ist, werden Q-MEMS also sehr häufig als direktes Konkurrenzprodukt wahrgenommen. Aber auch hier gilt, dass sich das Anwendungsspektrum auf ausgewählte Technologie- und Produktsegmente beschränken wird. Es ist naiv anzunehmen, dass mit einer „One fits all“-Technologie alles auf einen Schlag anders sein wird, was seit Jahrzehnten etabliert und technologisch ausgereift ist.

Als Dienstleister sind Sie zur Objektivität verpflichtet, beziehen aber deutlich für die quarzbasierten Oszillatoren Stellung, oder?

Dunger: Ich wiederhole lediglich, was mir die Kunden zu verstehen geben: Warum sollte ein Entwickler eine bekannte und erprobte Produkttechnologie gegen ein neuartiges Produkt ohne erkennbaren technischen sowie auch kommerziellen Mehrwert austauschen? Dies macht keinen Sinn. Solange die MEMS-Oszillatoren nicht klare technische und kommerzielle Vorteile bieten, werden Kunden aus unserer Sicht bekannte und über Jahrzehnte erprobte Technologien verwenden. Der Anreiz zum Wechsel ist zu klein bzw. in den meisten Fällen gar nicht erkennbar. Außerdem scheuen Kunden, welche sich mit der Anbieter- bzw. Herstellerstruktur im Markt auskennen, auch wegen einer mangelnden Anbieterbreite den Wechsel zum MEMS-Oszillator. Ohne vernünftige, technisch identische „Second Sources“ werden Kunden schon aus Gründen des kommerziellen Risk Management den Einsatz bzw. in vielen Fällen schon das Design-in vermeiden.

Zum Abschluss noch eine kommerzielle Frage: Wie sehen Sie denn als Distributor das zu Ende gehende Geschäftsjahr 2014 und was erhoffen Sie sich für 2015?

Dunger: Das Jahr 2014 war für die WDI AG ein erfolgreiches Jahr. Wir konnten uns nicht nur weitere Marktanteile sichern, sondern wir haben auch unser Produktangebot weiter optimiert und verfeinert. Darüber hinaus haben wir unser Team um weitere erfahrene Kollegen ergänzt, um auch in Zukunft unserem hohen Anspruch an Service und Beratung gerecht zu werden. Darüber hinaus konnten wir uns kontinuierlich weitere Kunden-, aber auch Anwendungssegmente erschließen. Die laufenden Projekte, die weiterhin hohe Anfrage- und Designaktivität und das breite Produktportfolio machen uns sehr zuversichtlich für ein erfolgreiches Jahr 2015.


  1. MEMS ohne Mehrwert machen keinen Sinn!
  2. Quarz- oder Silizium-basierend - das ist die Frage
  3. Was spricht für MEMS-Oszillatoren?

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu WDI AG

Weitere Artikel zu Quarze und Oszillatoren