Flexibles PVC steht seit vielen Jahren im Blickpunkt von Gesetzgebern und privaten Organisationen, nicht nur wegen seiner Herstellungsverfahren, sondern teilweise aufgrund der Anwesenheit einiger Phthalate (eine der vielen Weichmacherfamilien), denen verschiedene gesundheitliche Auswirkungen zugeschrieben werden. Alle Weichmacher werden durch die EU-Gesetzgebung gründlich bewertet und reguliert, weswegen ihre Verwendung für spezifische Anwendungsgebiete als sicher und nachhaltig gilt. Dennoch hat es in den letzten Jahren bei einigen Unternehmen Versuche gegeben, PVC-Kabel zu ersetzen, um den Druck durch Verbraucher- und Bürgerrechtsorganisationen zu mindern. Dabei wurden die Bauweise und die Materialien in Stromkabeln gängiger Smartphones, Tablets und anderer Geräte modifiziert.
Bald stellte sich jedoch heraus, dass die neuen Kabel häufig nicht so leistungsfähig waren wie solche aus PVC. Sie brachen schneller und hielten kürzer, sehr zum Ärger vieler Verbraucher, die im November 2011 eine Sammelklage (Class-Action Lawsuit) in den USA gegen einen der Marktführer anstrengten und gewannen.
In jüngster Vergangenheit standen »PVC- und weichmacherfreie« Ladekabel unter heftigem Beschuss in Ländern wie Südkorea, weil sie nicht elastisch genug waren, sehr heiß wurden und Hautverletzungen bei Benutzern verursacht hatten. Weniger belastbare Kabel werden Verbraucher natürlich nicht davon abhalten, sich das Smartphone ihrer Wahl zu kaufen; Haltbarkeit und Verbrauchersicherheit während der Nutzungsdauer elektronischer oder elektrischer Geräte sollten aber unbedingt im Vordergrund stehen.
Man darf nicht außer Acht lassen, dass es unterschiedliche Arten von Weichmachern für unterschiedliche Anwendungszwecke gibt, mit unterschiedlichen Eigenschaften und unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen. Die Behörden der Europäischen Union haben die Verwendung sämtlicher Weichmacher gesetzlich streng geregelt. Weichmacher, die heutzutage bei flexiblen PVC-Anwendungen eingesetzt werden, sind sicher und stellen für die Gesundheit der Verbraucher und für die Umwelt kein Risiko dar.
Hat flexibles PVC eine Zukunft?
Der Einsatz jeglicher Substanzen in der EU ist durch REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) geregelt, die strengsten Chemievorschriften der Welt. Die Richtlinie hinsichtlich der Stoffe, die Beschränkungen unterliegen (RoHS), enthält auch die Sicherheit von Elektro- und Elektronikgeräten während des gesamten Lebenszyklus. REACH und RoHS gemeinsam mit den intensiven Anstrengungen der Wertschöpfungskette für flexibles PVC sorgen dafür, dass in Europa hergestelltes PVC die strengsten Normen erfüllt. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission einige Orthophthalate mit geringem Molekulargewicht auf die Liste der Stoffe gesetzt, die gemäß Anhang II der geänderten Fassung der EU-Richtlinie RoHS2 Beschränkungen unterliegen (Bild 3). Dieses Verbot soll durch alle EU-Mitgliedsstaaten bis zum 31. Dezember 2019 umgesetzt werden.
In den vergangenen 80 Jahren hat sich PVC als zuverlässiges und haltbares Material bewährt. Es hält Wasser aus, Hitze, extreme Kälte und sogar Kritik. PVC ist für viele Menschen immer noch das sicherste und am besten geeignete Material für viele elektrische Anwendungen und Geräte.
Da für Regierungen und Institutionen Verbraucher- und Produktsicherheit zunehmend weiter in den Fokus rückt, muss man davon ausgehen, dass weiches PVC weiterhin das Material der Wahl für unsere Kabel bleibt. Denn obwohl Alternativen entwickelt werden, kann man sich nur schwer vollständig sicher sein, dass sie sich über die Zeit als geeignet erweisen – und die Produktionsvolumina sind derzeit noch zu niedrig. Es sieht alles danach aus, dass PVC nicht abgelöst wird. Und wenn es mal nicht mehr funktioniert, kann man es immer noch recyceln und das Material beginnt einen neuen Lebenszyklus.