Interview mit Ulf Timmermann, Reichelt Elektronik

»Wir treffen für den Kunden eine Vorauswahl«

24. Juni 2014, 11:35 Uhr | Gerhard Stelzer
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Haben Sie viele Überscheidungen vom Produktsortiment her?

Timmermann: Das Produktportfolio hat schon einige Überschneidungen, allerdings nur auf den ersten Blick. Wenn man ins Detail schaut, dann weichen die Dinge doch ein wenig voneinander ab.

Reichelt ist von der Geschäftsausrichtung ein typischer Katalog-Distributor. Wie grenzen Sie Ihr Unternehmen vom Wettbewerb mit anderen Katalogdistributoren ab?

Timmermann: Wir haben vor einiger Zeit in München einer großen Tagung beigewohnt, wo es genau um das ­Thema Katalogdistribution ging. Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Es hat sich herausgestellt, dass die Bezeichnung Katalogdistributor ein eher schwieriger Begriff ist. Für Reichelt ist das nur ein Aspekt des Angebotes, das wir haben. Aufgrund des 90-prozentigen Online-Anteils definieren wir uns eher als Online-Distributor, wobei der Katalog eine Art Botschafter für unser Unternehmen und gerade auch für unseren Online-Shop darstellt.

Welche Rolle spielt in Ihrem Geschäftsumfeld der gedruckte Katalog im Vergleich zum Online-Shop von Reichelt?

Timmermann: Der gedruckte Katalog gehört bei uns zu den Grundfesten. Wenn Sie sich einen Rennfahrer anschauen, dann entspricht der Katalog dem Fahrer und der Online-Shop der Straße. Meiner Meinung nach geht das eine nicht ohne das andere im Elektronik-Bereich. Wir wickeln zwar 90 Prozent unserer Aufträge online ab, worum uns viele beneiden, aber trotzdem ist die Plattform der Katalog. Manchem ist er eine ein Kilogramm schwere Visiten­karte oder ein kleines Nachschlagewerk, um in der Entscheidungsfindung vorwärts zu kommen; manchem ist er ­unverzichtbares und stets griffbereites Ausstattungsstück des Arbeitsplatzes oder Arbeitszimmers.

Welche Strategie hat Reichelt bei der technischen Unterstützung seiner Kunden?

Timmermann: Wir sind ein eher klassisches elektronisches Kaufhaus. Alles, was wir anbieten, vermarkten wir über unsere Website. Wir unterstützen unsere Kunden online mit technischen Zusatzinformationen zu den Produkten, z.B. in Form von Datenblättern. Je nachdem, um welches Produkt es sich handelt, versuchen wir unseren Kunden die passenden Informationen zu liefern. Manchmal ist das auch nur ein Bild oder ein Video.

Welche Ziele haben Sie sich bei Reichelt für die mittelfristige Zukunft (fünf Jahre) gesetzt?

Timmermann: Wir wollen unser Geschäft in der EU und in Deutschland weiter ausbauen. Dort sind wir bereits recht erfolgreich unterwegs und auch unsere europäischen Nachbarn kaufen gerne bei uns. Unser Produktsortiment ist sehr marktgetrieben, so dass wir bei Bedarf schnell reagieren und die passenden Produkte anbieten. Ein Beispiel ist der Erfolgsartikel Raspberry Pi: Wir bieten heute das gesamte Zubehör­programm an, von der Kamera über die Notstromversorgung bis hin zum Displaymodul und bieten unseren Kunden so einen echten Mehrwert. Im Gegensatz zu unseren Schwestern Distrelec und ELFA, die sich zu Vollsortimentern mit 500.000 bis einer Million Produkte entwickeln, steht Reichelt für ein vorsortiertes Sortiment. Wir bieten beispielsweise nicht gleichwertige Messgeräte in zig Varianten an, sondern treffen mit unserer Erfahrung eine Vorauswahl für den Kunden und erleichtern ihm die Suche.


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