Intertec Components feiert in diesem Jahr 30-jähriges Jubiläum. Wie hat eigentlich alles angefangen?
Der Anfang war schon sehr außergewöhnlich. Ich habe damals in den 80er-Jahren den ersten Teil des Films »Wall Street« gesehen. Und mich hat kein Film seither so beeindruckt. Ich wollte daraufhin Börsenhändler bzw. Devisenhändler werden. Also habe ich nach dem Schulabschluss eine Banklehre absolviert. Dass aber eine derartige Ausbildung in Freising anders aussieht als in New York, hätte ich mir vorher denken kennen. Ich war dann schließlich in einer Hypobank-Filiale in Schwabing in der Vertriebsunterstützung beschäftigt. Und ehrlich gesagt habe ich alles falsch gemacht und bin schließlich entlassen worden. Ich musste mich also nach einem neuen Job umsehen und bin daraufhin über eine Zeitungsanzeige auf einen japanischen Relais-Hersteller gestoßen, der sein Büro in München eröffnen wollte und dafür Personal suchte. Dort habe ich mich beworben und wurde prompt eingestellt. Damals hatte ich noch fast keine Ahnung von Elektronik, wusste aber immerhin, wie ein Relais funktioniert. So nahm alle seinen Lauf.
Der Anfang der Intertec Components lag dann schließlich darin, unbekannte asiatische Relais-Hersteller hier auf dem Markt bekannt zu machen.
Wir haben zum Beispiel den jetzt weltweit größten Relais-Hersteller Hongfa hierzulande eingeführt. Nach ein paar Jahren haben wir damit begonnen, mit den bereits bekannten Relais-Herstellern ins Geschäft zu kommen. Dann war der Sprung zu den Halbleitern nicht mehr weit. Seither haben wir uns in diese Richtung immer weiter entwickelt mit den bekannten Meilensteinen wie dem Kauf der ce consumer electronic und kürzlich der Eröffnung des Testlabors SafeLab.
Was umfasst Ihr Portfolio heutzutage?
Bei der Beschaffung decken wir die meisten etablierten Halbleiter-Hersteller sehr gut ab.
Intertec Components eröffnet demnächst ein Büro in den USA – warum? Spielt die Musik nicht vor allem in Asien?
Durch den Konflikt zwischen China und USA merken wir, dass die Asiaten nicht mehr denselben guten Zugriff auf die Ware haben wie früher. Die USA kann den Handel nicht komplett abblocken, aber es gibt Preisunterschiede.
Früher war es nicht notwendig, in den USA einzukaufen, da hat die Musik in der Tat in Asien gespielt. Inzwischen ist das anders. Die Firmen holen sich ihre Fertigungen zunehmend wieder zurück in die USA und nach Europa.
Wie ist das neue Büro in den USA organisiert?
Wir arbeiten im ersten Schritt mit einem Business-Provider. Wenn das gut funktioniert, werden wir direkt Personal aufbauen.
Zurück nach Europa: Tangiert Sie eigentlich das Lieferkettengesetz – zumindest mittelbar über Ihre Kunden?
Nach Rücksprache mit meinen Juristen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir erst einmal abwarten, wie sich das entwickelt.
Vieles ist noch komplett unklar, wie es in der Praxis umgesetzt wird. Die Kunden kommen in dieser Hinsicht auch bisher nicht auf uns zu.
Vielmehr ist die Russland-Dokumentation bei den Kunden ein Thema. Dabei ist das Thema Augenwischerei. Denn es ist ein offenes Geheimnis, dass in russischen Waffensystemen jede Menge Elektronik aus westlichen Produktionsstandorten integriert ist. Grundsätzlich bin ich nicht dafür, dass sich die EU in die Wirtschaft einmischt – nur in absoluten Notfällen.
Was sagen Sie denn dann zum EU Chips Act?
Ich halte davon gar nichts. Denn on top zu den Subventionen der EU kommen ja noch die nationalen Subventionen wie für Intel, Wolfspeed oder TSMC in Dresden. Ich würde da nicht mitspielen. Das Packaging und Testen findet nach wie vor in Fernost statt. Sprich, hier bei uns wird das Front-End gefertigt, anschließend gehen die Chips für die Back-End-Prozesse doch wieder nach Asien. Gerade in Bezug auf das Advanced Packaging muss Europa gepusht werden, aber auch generell sollte das Back-End als wichtiger Produktionsteil nicht mehr in Billiglohnländern abgewickelt werden. Sonst hilft der ganze Chips Act nichts.
Einige Experten meinen, wenn die angekündigten Chip-Fabriken in Europa alle laufen, dann haben wir irgendwann sogar zu viel Ware. Haben Sie vor diesem Hintergrund Sorge um Ihr Geschäftsmodell?
Natürlich nehmen die Chip-Firmen gerne die Subventionen mit. Aber die werden schon aufpassen, dass kein dauerhaftes Überangebot vorhanden ist, weil sonst der Preis ihrer Produkte fällt. Hier die Industrie zu sichern ist eine gute Idee, aber wenn es so kommt, dass hier mehr Chips verfügbar sind, ist das natürlich konträr zu unserem Geschäftsmodell.
Aber TSMC hat den Bau der Fabrik in den USA verschieben müssen, weil sie nicht genügend Personal für das Werk hatten. So ein Werk zu bauen und zu betreiben ist nicht so einfach. Da wird es noch viele Verwerfungen geben.
Global gesehen sind bei der Verfügbarkeit sowieso viele Unwägbarkeiten, daher mache ich mir um unser Geschäftsmodell keine Sorgen.
Und wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Wir haben letztes Jahr 50 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Wenn der Markt wieder anzieht in den nächsten 12 bis 24 Monaten, wollen wir uns bei 100 Millionen Euro Umsatz stabilisieren. Das ist eine solide Größe.
Wir haben außerdem eine weitere Neugründung am Start und wollen noch zwei Firmen kaufen. Derzeit sind wir in Verhandlungen. Mehr will ich dazu aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.