Deutsche Bauelemente-Distribution

"Geringe Neuaufträge im Bestandsgeschäft"

5. Februar 2024, 12:02 Uhr | Karin Zühlke
Georg Steinberger, FBDi: "Für die nächsten Quartale ist mit geringen Neuaufträgen im Bestandsgeschäft zu rechnen, deshalb sollte der Fokus ganz klar auf die Erschließung neuer Designs und Projekte liegen, die wohl aufgrund der schwierigen Liefersituation in den letzten zwei Jahren auch bei den Kunden keine Priorität hatten.“
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Im vierten Quartal 2023 machte sich der schwache Auftragseingang der letzten Quartale mit Wucht bemerkbar. Der Umsatz der im FBDi meldenden Distributoren ging um 20,1% auf 1,08 Milliarden Euro zurück.

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Aufgrund der weiterhin sehr schwachen Auftragslage (-56% auf 507 Millionen Euro) errechnet sich eine Book-to-Bill-Rate von 0,47, was für die nächsten Quartale eine schwierige Marktsituation erwarten lässt. Dennoch: Das Gesamtjahr 2023 blieb trotz des schwachen 2. Halbjahrs positiv. Der Gesamtumsatz endete mit einem Plus von 4,4% auf 5,37 Milliarden Euro.

Vor allem die Halbleiter prägten das Jahr für die Distributoren. Zwar gingen die Umsätze damit im vierten Quartal 2023 ebenfalls zurück, um 21% auf 745 Millionen Euro; im Gesamtjahr wuchsen sie jedoch um über 10% auf die Rekordmarke von 3,73 Milliarden Euro. Weniger positiv lief es (bereits seit längerem) bei den Passiven Komponenten und der Elektromechanik. Sie schrumpften sowohl im vierten Quartal als auch im Gesamtjahr, die Passiven um 15,9% auf 136 Millionen Euro in Q4 (-5,6% auf 669 Millionen Eurofürs Gesamtjahr), die Elektromechanik um 18,1% auf 128 Millionen Euro (Gesamtjahr: -7,3% auf 620 Millionen Euro). Ähnliche Abwärtstrends waren bei Sensoren, Displays, Stromversorgungen sowie Baugruppen zu verzeichnen. An der Umsatzverteilung nach Komponentengruppen änderte sich so gut wie nichts.

FBDi-Vorstandsvorsitzender Georg Steinberger: „Die Zahlen sind nicht überraschend, weder fürs vierte Quartal noch fürs Gesamtjahr. Man kann das Jahr 2023 so zusammenfassen, dass es bereits viele vorgezogene Geschäfte von 2024 enthält und somit unrealistisch hoch war, genau das, was in 2024 fehlen wird. Für die nächsten Quartale ist mit geringen Neuaufträgen im Bestandsgeschäft zu rechnen, deshalb sollte der Fokus ganz klar auf die Erschließung neuer Designs und Projekte liegen, die wohl aufgrund der schwierigen Liefersituation in den letzten zwei Jahren auch bei den Kunden keine Priorität hatten.“

Zur weiteren Lage stellt Steinberger fest: „Der positive Ausblick der meisten Marktforscher für 2024 betrifft überwiegend einen Bereich, der als Treiber dienen könnte – Speicher und Prozessoren, die KI-Anwendungen in Data Centern unterstützen. Dieser Markt wird wohl hauptsächlich in den USA stattfinden. In Europa ist die Realität eine andere: Wir treffen hier auf eine schwächelnde Industrie und einen unter Druck befindlichen Automobilbereich, die zwei Hauptabnehmer für Komponenten und wichtigsten Kundengruppen für die Distribution. Deshalb sind die Aussichten für Europa in diesem Jahr eher moderat, mit der Hoffnung auf eine Trendwende nach dem Sommer. Unser Appell wäre, sich nicht auf sinnlose Preiskämpfe einzulassen, zumal die Produktionskosten bei den Komponenten nicht niedriger werden, sondern sich auf die Innovationskraft Europas zu fokussieren und mit neuen Ideen den Markt zu begeistern.“

Schließlich bleibe die Gesamtaussicht für die Zukunft nach wie vor positiv. Steinberger: „Wir können uns jetzt weiter in die Krise jammern und auf die Politik schimpfen oder die enormen Möglichkeiten, nutzen, die die digitale Transformation und der notwendige, klimafreundliche Umbau von Gesellschaft und Wirtschaft bieten. Gerade für Letzteres sind die Anzeichen da, dass die Unternehmen den politischen Vorgaben nicht nur folgen, sondern vorausgehen, und das ist auch gut für die Elektronikindustrie.“

Ein Thema, das für niemanden gut ist, meint Steinberger, ist die zunehmende Radikalisierung am rechten Rand der Gesellschaft, bis hinein in die Mitte: „Es wird Zeit, dass wir uns als Industrie viel stärker als bisher gegen menschen- und demokratiefeindliche Tendenzen in der Gesellschaft positionieren. Sie schaden der Gesellschaft, der Wirtschaft und dem Ansehen Deutschlands als weltoffenes Land."


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