Interview mit Reichelt elektronik

»Wir sind 50 Jahre up-to-date geblieben«

29. April 2019, 10:47 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Amazon, das trojanische Pferd?

Inwieweit haben Sie Ihren Footprint seit der Übernahme ausgebaut?

Wir liefern in 100 Länder weltweit. Die Grundvoraussetzung, dass wir jemanden beliefern, ist Bonität. Wir haben vor ein paar Jahren zudem unseren Mindestbestellwert abgeschafft. Dadurch, dass die Kunden Versandkosten bezahlen, ist es für uns auch in Ordnung, wenn der Kunde nur ein Stück bestellt, und wir bieten den Kunden dadurch Mehrwert. So haben wir aus verschiedenen Regionen mehrere Kunden, die täglich für unter 10 Euro bestellen.

Sie haben vorhin Amazon erwähnt. Der Konzern drängt ja massiv auch in die B2B-Distribution.

Wir haben an einer Zusammenarbeit mit Amazon im Business-Bereich kein Interesse. Wer im B2B-Komponentengeschäft mit Amazon zusammenarbeitet, schaufelt sich sein Grab.

Die Bestimmungen und Qualitätskontrollen werden einerseits in der Elektronikindustrie immer strenger, während sich Amazon für solche Themen rein gar nicht interessiert. Das geht einfach nicht!

Seit einiger Zeit bereichert Ihre Eigenmarke RND das Portfolio – welche Bedeutung hat die Marke für Reichelt?

Die Eigenmarke haben wir gemeinsam mit der Schwester Distrelec vor drei Jahren aus der Taufe gehoben und entwickeln sie ständig weiter. Das kommt sehr gut am Markt an.

Wir haben mit Bauelementen angefangen. Inzwischen gibt es Lötstationen, Profi-Netzteile und Inspektionskameras bis hin zu Farben und Lacken, Werkzeugkoffer und Taschen. Insgesamt haben wir derzeit gut 10.000 Artikel der Marke RND gelistet.

Welche Intention hatten Sie mit der Eigenmarke? Schließlich gibt´s ja zig Hersteller für alles, was der Elektronik-Kunde so braucht.

Das wichtigste Merkmal ist Profi-Qualität, verbunden mit einem Preisvorteil. Wir haben evaluiert, was die Kunden bei Qualität und Preis wollen und brauchen.

Wer produziert Ihre Eigenprodukte?

Das sind Hersteller aus Europa und Asien. Wir arbeiten mit den Lieferanten seit Langem zusammen und achten dabei selbstverständlich auf Qualität.

Die wichtigste Frage: Wie zelebriert Reichelt seinen 50sten Geburtstag?

Wir werden Anfang Mai feiern, haben aber keine große Gala geplant. Wir möchten unser Jubiläum vor allem im Netz zelebrieren, sodass der Kunde etwas davon hat. Selbstbeweihräucherung ist nicht unser Ding und davon hat auch der Kunde nichts.

Worauf sind Sie bei Reichelt besonders stolz?

Wir waren fast ein bisschen überrascht von unserem 50sten Geburtstag und sind natürlich sehr stolz, dass wir so lange am Markt sind. Ich verbinde mit 50 Jahren gern mal das Attribut „verstaubt“, aber wir sind ein schönes Beispiel, dass man sich in 50 Jahren auch kontinuierlich weiterentwickeln kann. Und wenn Sie sich heute unsere Logistik und IT ansehen, dann dürfen wir stolz für uns in Anspruch nehmen, dass wir 50 Jahre up-to-date geblieben sind.

Ein Blick auf die nächsten 50 Jahre: Wie ist es Ihrer Meinung nach um die Zukunft der Distribution in D/A/CH bestellt?

Wir müssen um die Distribution kämpfen, denn ich finde, dass sie auf jeden Fall ihre Berechtigung hat. Ein klein wenig Sorgen mache ich mir wegen Amazon schon, obwohl ich glaube, dass der Konzern bereits seine Grenzen kennengelernt hat.

Ich glaube, dass der Markt und seine Bedürfnisse so groß sind, dass die Distributionslandschaft genau richtig aufgestellt ist, um diese Märkte zu bedienen. Wir sind alle so unterschiedlich und facettenreich, dass jeder von uns seine Nische gefunden hat. Insofern sehe ich die Zukunft der Distribution durchaus rosig. Aber nichtsdestotrotz müssen die Distributoren alle etwas dafür tun, um up-to-date zu bleiben!


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