Nun ist Asien nicht gleich Asien. Wie begegnen Sie den völlig unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Regionen, und wo liegen vor allem die Unterschiede?
Hier muss man drei Regionen unterscheiden: Japan, Südostasien mit Indien und Greater China, also China, Hongkong, Macau und Taiwan. Japan ist ein sehr geschlossener Markt, deshalb sind wir hier bis dato nicht aktiv und planen dies auch nicht. Großchina ist ein extrem schneller Markt mit noch größerem Wettbewerbsdruck, als wir den in den USA oder Europa haben. In Südostasien haben die einzelnen Länder einen sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsstand sowie politische Systeme und ethnische bzw. religiöse Hintergründe. Als Distributor muss man sich in diesen Ländern den Umgangsformen anpassen und z.B. die Abläufe im Automotivemarkt unterstützen bzw. erklären.
Die für uns wichtigsten Länder sind hier In-dien, Thailand und Indonesien. Thailand ist der größte Automobilproduzent in Südostasien. Indien hat mit 1,3 Milliarden Einwohnern einen immer mehr wachsenden Binnenmarkt und wird als Produktionsstandort immer interessanter für ausländische Investoren. Auch Indonesien mit 300 Mio. Einwohnern wird für ausländische Investoren als Produktionsstandort sehr attraktiv.
A propos Services: Welche Services werden wo (in Asien) besonders nachgefragt?
Speziell unsere europäischen Transfer-Kunden fragen nach dem gleichen Service, den wir ihnen bereits in Europa bieten. Das betrifft sowohl die technische und kommerzielle Entwicklungsunterstützung mit Design-in-Support durch unsere FAEs als auch Logistiklösungen wie Lieferplan, Kanban und Konsi-Lager, aber auch Traceability-Lösungen oder Services wie kundenspezifisches Labeling. Diesen First-Class-Service auf europäischem Qualitätsstandard fragen auch immer mehr lokale asiatische Kunden nach.
In der Start-Phase der Aktivitäten in Asien haben Sie ja mit einem Logistik-Dienstleister zusammengearbeitet, wenn ich richtig informiert bin. Welche organisatorische und logistische Veränderungen gab es zwischenzeitlich bis zum heutigen Rutronik-eigenen Logistik Center in Asien?
Wir sind mit unserem Logistik-Center in Hong Kong auf dem Gelände eines erfahrenen und etablierten Logistik-Dienstleisters. Die bestehende regionale Infrastruktur, gerade bei der Anbindung der See- und Luftwege, ist für uns besonders wichtig, um Transportzeiten und Transportwege besonders effizient zu gestalten. Die Lagerlogistik und Lagerorganisation ist absolut identisch mit der in Europa. Damit bilden wir z.B. Automotive-konforme Logistik und Beschaffungsprozesse, wie wir sie in Europa haben, auch 1 zu 1 in Asien ab. Bestehende bzw. bekannte Logistik- und IT-Prozesse mit Kunden und Lieferanten wurden, vereinfacht dargestellt, quasi copy & paste von Europa auch in Asien implementiert. Die Konnektivität stellen wir über High-Speed-Datenleitungen mit unserem zentra-len IT-System sicher. Die Bewirtschaftung der Artikel oder die Warenentnahme im Lager lassen sich aus jeder Ecke der Welt steuern. Das ist einzigartig in der Distributionslandschaft der globalen Broadliner.
Wie sind die NL in Asien an das Rutronik-HQ angebunden? Gibt es ein einheitliches IT-/ERP-/Lagersystem?
Ja! Alle unsere Niederlassungen rund um den Globus sind an unser zentrales Rechenzen-trum angeschlossen, das alle relevanten Systeme für die Logistik, das Produktmarketing, das CRM-System, das Qualitätsmanagementsystem und die interne Kommunikation umfasst. Dies ist ja quasi unser Herzstück, durch das wir alle unsere Kunden weltweit einheitlich und durchgängig betreuen, unterstützen und beliefern können. Und jede neue Niederlassung wird ebenfalls hier angebunden und kann damit dieselben Services bieten. Dieses global durchgängige Agieren flankieren wir auf der lokalen Ebene durch unsere Präsenzen vor Ort. Sie sind enorm wichtig für den direkten Kundenkontakt, die lokale Unterstützung und die lokale Anpassung unserer Strategie an die jeweiligen Gegebenheiten.
Das Interview führte Karin Zühlke