Auf welche Bereiche erstreckt sich aktuell Ihr Kundenportfolio in Europa – Bildverarbeitung als Schwerpunkt hatten Sie ja bereits genannt?
Unser Schwerpunkt ist die Industrie-Elektronik – wir sind beispielsweise bei nahezu allen Embedded-Board-Herstellern mit im Boot. Eine zusätzliche Spezialisierung erfolgte vor einigen Jahren, wie gesagt, über das Thema „Imaging“. Für diesen Bereich haben wir auch geschulte FAE-Ressourcen. Ein großes Augenmerk liegt außerdem im Automotive-Geschäft und im Thema „Software“.
Mit 24 Herstellern ist auch Ihre Linecard relativ überschaubar – welchen Anteil hat dabei die Bildverarbeitung?
Wir haben ein umfassendes Portfolio für diesen Bereich, so etwa einen Exklusivvertrag mit Ambarella. Das Unternehmen entwickelt HD- und Ultra-HD-Video-Kameras für verschiedene Einsatzbereiche, z.B. für Sport und Security-Zwecke. Desweiteren finden Sie auf unserer Linecard mit IMI den größten Anbieter von Kameras im Automobilbereich, Leopard für kundenspezifische Kamera-Desings und ChiYi für Inkörper-Anwendungen. Wir vertreiben darüber hinaus auch Kameras für den After-Market, wenn Kunden ihre Anwendungen nachträglich ausrüsten möchten. Außerdem haben wir mit Varioptik einen Hersteller von Liquid Lenses und mit Invensense einen Anbieter von Sensoren zur Bildstabilisierung im Programm.
Welche Trends können Sie in der Bildverarbeitung ausmachen?
Industrielle Bildverarbeitung ist sehr stark nachgefragt. Aber auch wearable Kameras halten immer mehr Einzug, etwa für den Einsatz von Ordnungspersonal.
Sie erwähnten das Thema „Software“ – dem ja auch im „Hardware-Geschäft“ wie der Distribution immer mehr Bedeutung zukommt. Welchen Stellenwert hat das Thema bei Macnica?
Einen sehr, sehr hohen Stellenwert. Mit „Macnica Networks“ haben wir für Software-Projekte eine eigene sehr stark wachsende Software-Division, die spezialisiert ist auf Sicherheitsanwendungen und Verschlüsselungen. Außerdem bieten wir über unser „Macnica Mpression Team“ weltweit sehr erfolgreich für unsere Kunden Hard/Software-Design-Unterstützungen an. Diese Kollegen sind auf Designzentren in Hongkong, San Diego und Japan verteilt und entwickeln komplette Kundendesigns bis hin zur Applikations-Software. Im letzten Jahr haben wir erstmals eine dreistelligen Millionenumsatz in Dollar nur im Softwarebereich erreicht.
Gibt es diesen Entwicklungs-Service künftig auch für Europa?
Wir unterstützen hier bereits jetzt für einzelne Projekte länderübergreifende Projekte. – Aber wir werden diesen Bereich in Europa stark forcieren und in den nächsten Jahren in unserem Büro in Warschau dafür auch weitere Ressourcen aufbauen.
Die Distribution selbst ist derzeit im Wandel, vor allem auch im Hinblick auf die Anforderungen nach Multi-Channel-Kundenansprache – wie ist Macnica in diesem Punkt aufgestellt?
Wir haben vor eineinhalb Jahren ein Online-Portal aufgesetzt, worüber Sie direkt Muster bestellen können. Derzeit haben wir 60 Hersteller dort gelistet. Das Portal läuft momentan in Asien und soll demnächst global ausgerollt werden. Außerdem investieren wir kräftig in Consignment-Stock-Lösungen über EDI-Anbindungen, so dass die Fertigungsmaschine direkt über EDI bei uns Nachlieferungen platziert. Wir begleiten hier mit meinem IT-Software-Team zwei IoT-Projekte unserer globalen Kunden im ERP–Bereich. Unser Ziel ist es dabei, dass ab 2019 neue Aufträge vollautomatisch von unseren verbundenen Systemen abgewickelt werden können.
Zu guter Letzt: Worin sehen Sie die Herausforderungen für den Distributionsmarkt in Europa?
Es bleibt auf jeden Fall spannend. – Ich denke, wenn man die großen Konsolidierungen der Halbleiter-Hersteller aktuell und auch in der jüngsten Vergangenheit betrachtet, werden die Auswirkungen auch weiterhin sehr starken Druck auf die Distribution ausüben. Aus meiner Sicht wird sich auch der Distributionsmarkt in Europa weiter konsolidieren. Letztendlich entscheidet darüber der europäische Kunde und seine Expansionsstrategie in den nächsten Jahren.