Welche Anwendungen und Technologien treiben derzeit die Funktechnik? »Stromverbrauch ist immer ein großes Thema, denn die meisten Anwendungen für Funkmodule liegen in mobilen Geräten«, erläutert Pfaff. Eine »goldene Lösung« gebe es zum Stromverbrauch nicht: Je nach Nutzung können die unterschiedlichen Technologien zwischen wenigen µA bis hin zu 1 Watt verbrauchen. Es komme auf den Einzelfall an und vor allem auf die Frage: Wie oft werden welche Datenmengen über welche Entfernung mit welchen Funk-Störern dazwischen verschickt?
Auch bei der Funktechnik gehe der Trend zudem in Richtung »Energy Harvesting«, also komplett energieautarke Systeme, bestätigt Pfaff. Deshalb hat Hy-Line Communication kürzlich die Funkmodule von EnOcean ins Programm aufgenommen. Die Module gewinnen ihre Energie durch Druck, Bewegung oder geringe Temperaturschwankungen. Das reicht zumindest aus, um kleine Datenpakete als Broadcast zu verschicken. Hy-Line ist damit in der D/A/CH-Region einer von zwei Distributionspartnern des Wireless-Spezialisten.
Von der Partnerschaft verspricht sich Pfaff viel: »Ziel ist nicht der Verdrängungswettbewerb in bestehenden Märkten, sondern wir wollen mit EnOcean neue Märkte für uns gewinnen.« Dabei denkt der Manager beispielsweise an Anwendungen im Gebäudemanagement und der Medizinelektronik: Eignen würden sich alle Anwendungen, in denen - nicht sicherheitsrelevante - kleine Datenpakete über Funk verschickt werden sollen.
Dem Medizinmarkt attestiert Pfaff insgesamt sehr viel Potenzial für die Funktechnik. Wenn es um lebenserhaltende Maßnahmen geht, sei Funk zwar tabu, aber für Monitoring-Aufgaben, also die Übertragung von Messdaten von A nach B, eigne sich die Funktechnik als Ersatz eines seriellen Kabels hervorragend. Und das Ende der Fahnenstange ist laut Pfaff hier noch lange nicht erreicht: »Dank Bluetooth Low Energy werden wir hier in Zukunft noch viel mehr Möglichkeiten haben, beispielsweise ein Langzeit-EKG oder ein Blutzuckermessgerät, das in regelmäßigen Abständen die Daten des Patienten an eine Sammelstelle überträgt.« Mit Bluetooth Low Energy soll eine besonders Energie sparende Betriebsweise möglich werden. Wie Bluetooth 2.1 sendet Bluetooth Low Energy im 2,4-GHz-Bereich, verbraucht dabei aber deutlich weniger Energie und ist in der Integration kostengünstiger. Die Batterielebenszeit im mobilen Endgerät steigt dadurch etwa auf das das 50-fache.
Forciert werde die Funktechnik auch durch das Health Device Profile: Die Übertragung von medizinischen Daten über Bluetooth war bislang nicht standardisiert. Die Folge war, dass Geräte verschiedener Hersteller unterschiedliche Arten der Datenübertragung über Bluetooth verwendet haben, und zwar sowohl für den Aufbau der Datenpakete als auch die Verpackung der Daten und das verwendete Bluetooth-Profil. Außerdem war nur schwer oder gar nicht erkennbar, welche Einheit den übertragenen Daten zu Grunde liegt. Inzwischen hat die Vereinigung der Bluetooth-Hersteller mit dem Bluetooth Health Device Profile begonnen, die Übertragung von Medizindaten zu standardisieren. Bislang sind 23 Geräte hinterlegt. »So lassen sich Daten einfach auf Knopfdruck auslesen, ohne eine Software hinterlegen zu müssen. Das wird der Funktechnik im Medizinsektor noch einmal einen Schub verleihen«, ist sich Pfaff sicher.
Auch wenn die Initialzündung noch auf sich warten lässt: Dass Smart Metering künftig zu einem der Boommärkte für die Funktechnik zählen wird, davon ist Pfaff überzeugt. Momentan seien hier noch zu viele Köche am Werk, deshalb gehe es noch nicht so recht voran. Aber seit 2010 muss jeder Neubau mit einem Smart Meter ausgestattet sein, insofern ist Pfaff zuversichtlich. Bislang gibt es allerdings noch keinen verbindlichen Standard für die Datenübertragung:
Noch liegen ZigBee, Wireless MBus und das proprietäre 886-MHz-Band im Rennen. »Das ist für uns ein wichtiger Markt, allein die Stückzahlen fehlen noch.« Hy-Line bietet für Smart Meters spezielle Wireless-MBus-Module von Panasonic, die auch die Software bereits integriert haben. Somit kann der Kunde leistungsfähige Produkte schnell und effizient in den Markt bringen. Der Kuchen ist nach Ansicht von Pfaff groß, vor allem weil sich die Energieversorger wohl nicht auf einen Standard-Zähler einigen werden, um nicht ganz so einfach austauschbar zu sein, vermutet Pfaff. »Skandinavien macht es vor, dass das System sehr gut funktioniert. Hier ist die Datenübertragung von Energiemessdaten per Funk allein wegen der lockeren und weit verteilten Besiedelung schon lange üblich.«
Die Stückzahlen auf Modulebene, die Hy-Line ausliefert, bewegen sich zwischen 1000 und 20.000. »Überall dort, wo ein Unternehmen kein Know-how im Funkbereich aufbauen möchte, ist unser Markt«, fasst Pfaff zusammen. Das müssen nicht zwingend »nur« kleine und mittelständische Firmen sein. Zur Klientel von Hy-Line gehören auch große OEMs.