Der Distribution gilt nicht das erste Interesse der Studienabgänger. Entsprechend schwierig ist es für die Distributoren, ihre FAE-Vakanzen zu besetzen. Kaum ein junger Ingenieur kann sich das Aufgabenspektrum eines Distributors so richtig vorstellen. Ein Defizit, das die Distributoren dringend ändern müssen.
„Der Ingenieursmangel könnte die Zukunft des Standortes Europa gefährden“, erklären die Teilnehmer des Markt&Technik Forums „Distribution“. Dass es in Deutschland weniger Ingenieure als offene Stellen gibt, bekommen derzeit besonders die Distributoren zu spüren, denn sie zählen nicht zu den Wunscharbeitgebern junger Ingenieure. Die Rige der klügsten Köpfe grasen derzeit vor allem die Autobauer ab. Auf der Wunschliste weit oben stehen auch große OEMs, Hauptsache der Name „klingt“. Aber nicht nur die Distribution, auch die gesamte B-2-B-Elektronik-Branche kommt in solchen Rankings der beliebten Arbeitgeber eher schlecht weg. „Wir haben als Elektronikbranche insgesamt ein Darstellungsproblem und werden außerhalb der Fachwelt kaum wahrgenommen. Selbst große Halbleiterhersteller haben Schwierigkeiten, Personal zu bekommen“, bringt es Georg Steinberger, Vorsitzender des Fachverbandes der Bauelemente-Distribution und Vice President von Avnet Communications auf den Punkt.
Vom Studium direkt zum Distributor, ist jedenfalls nicht der erste Karriereplan der Ingenieur-Absolventen. „Die Branche der Distribution kennt die breite Masse gar nicht“, gibt Stepahn Stammberger zu bedenken, Country Manager Germany von RS Components. Und genau dieser fehlende Bekanntheitsgrad erweist sich für die Distributoren in diesem Jahr einmal mehr als Problem beim Mitarbeiter-Recruiting. So denkt Future nach den Worten von Gerald Meier, Marketing Manager Central Europe, derzeit sogar darüber nach, Ingenieure aus Südeuropa nach Deutschland zu holen, „weil wir Schwierigkeiten haben, die offenen Stellen zu besetzen.“Und Rutronik beginnt mit der Aufklärungsarbeit „Karriere in der Distribution“ schon in den Hochschulen.
Diese Aufklärungsarbeit ist bitter nötig, denn die Distributoren müssen sich als Arbeitgeber keineswegs hinter den OEMs mit den klingenderen Namen verstecken. Attraktiv macht sie als Dienstleister vor allem das breite und vielseitige technische Spektrum, betont Karlheinz Weigl, Vice President Central Europe von Silica. „Ein Ingenieur bekommt bei uns einen viel größeren Blickwinkel auf die Technik, weil wir nicht nur einen Produktbereich oder ein Segment adressieren. Wir müssen es schaffen, unsere Attraktivität als Arbeitgeber besser zu positionieren und zu vermarkten.“ Doch trotz aller Not: Nicht jeder Kandidat ist auch wirklich als für den Job als FAE in der Distribution geeignet. Schließlich haben auch die Distributoren über die technische Kompetenz des Mitarbeiters hinaus besondere Anforderungen an die Kandidaten: Landessprache, in diesem Fall Deutsch, ist Pflicht. Insofern ist das Recruiting von südeuropäischen Ingenieuren, wie Future ins Auge fasst, nach Deutschland gar nicht so einfach. Denn, so Weigl, ein deutscher Kunde will – wie jeder andere Kunde übrigens auch – möglichst in Landessprache beraten werden.
Auch eine gewisse Vertriebsaffinität muss der Bewerber mitbringen. Entwicklungsingenieure, die am liebsten im Labor arbeiten, werden in der Distribution also wohl kaum ihren Traumjob finden.