Kaum schien nach einem verhagelten vierten Quartal so etwas wie Normalität eingekehrt zu sein, geistert auch schon wieder die Sorge um die Verfügbarkeit der Bauelmente durch die Branche: Die Lieferzeiten für einige passive Bauteile liegen bereits bei 16 bis 28 Wochen. Tendenz steigend.
Die Verfügbarkeit der Bauelemente wird auch in diesem Jahr wieder eine der größten Herausforderungen für die Lieferkette werden: „Die Kunden bestellen sehr kurzfristig, die Forecasts und die makroökonomische Situation sind unwägbar und im Zuge dessen fahren die Komponenten-Hersteller ihre Produktion nach wie vor nur auf Sicht“, erklären die Teilnehmer des Markt&Technik Forums „Distribution“.
Geplant werde nicht langfristig, sondern nur von Quartal zu Quartal. Hinzu kommt laut Florian Schrott, Director EMEA Distribution von Maxim, noch die Tatsache, dass die Lieferzeiten zu 80 Prozent nicht von durch Europa, sondern durch den Bedarf aus anderen Regionen, allen voran natürlich Asien, beeinflusst werden. Alleine Apples Auftragsfertiger Foxconn hat einen größeren Komponenteneinkauf als der ganze europäische TAM (TAM: Total Available Market). „Ein solcher Kunde kann die Verfügbarkeitssituation in Europa innerhalb eines Tages ändern“, gibt Georg Steinberger zu bedenken, Vorsitzender des Fachverbandes der Bauelemente-Distribution und Vice President von Avnet Communications. Oder anders ausgedückt: Wenn die großen asiatischen Kunden nach Ware schreien, dann muss sich der europäische Kunde erst einmal hinten anstellen – zumindest wenn die Produktionskapazitäten – wie derzeit - buchstäblich auf Kante genäht sind.
Nach den deutlichen Umsatzrückgängen im 4. Quartal letzten Jahres hatten viele Bauelemente-Hersteller durch alle Produktbereiche hindurch Produktionen stillgelegt oder Kapazitäten angepasst. Mittlerweile bezeichnen die Teilnehmer der Markt&Technik Diskussionsrunde – Hersteller, Distributoren und EMS-Firmen, den Auftragseingang zwar überwiegend als zufriedenstellend bis gut, allerdings schlägt sich das bei einigen noch nicht aufs Billing nieder: Das Book-to-Bill Verhältnis ist knapp über 1 oder zum Teil auch noch unter 1.
Das – zusammengenommen mit den moderaten Wachstumsprognosen - rechtfertigt es für viele Hersteller noch nicht, die Kapazitäten wieder hochzufahren. Denn, so Roberto Dobrilla, Vertriebsleiter von MSC: „Der Kostendruck ist enorm und die Hersteller müssen ihre Kosten in den Griff bekommen. Kapazitäten werden dann einfach digital angepasst und nicht in einer für den Markt verträglichen Art und Weise. Wenn Werke geschlossen bzw. Belegschaft entlassen wird, schlägt sich das ganz schnell auf den Markt nieder.“
Diese Situation könnte aber schon in Kürze wieder zu Engpässen führen, denn die Lieferzeiten für einige Passive Bauteile steigen bereits, wie Michael Knappmann betont, Regional Vice President von Avnet Abacus Central Europe: „Von einem großen Passiv-Lieferanten haben wir aktuell Lieferzeiten von 16 bis 28 Wochen mitgeteilt bekommen. Wer also jetzt noch meint, nícht disponieren zu müssen, der hat schon verloren.“ Nachdem die Passiven als Frühindikator gelten, lassen aller Voraussicht nach auch die Halbleiter nicht lange auf sich warten, erklärt Andreas Mangler, Director Strategic Marketing von Rutronik: „Wir sehen im Passiv-Bereich immer ein halbes Jahr Vorsprung. Die Passiv-Hersteller generieren sehr viel Umsatz in Asien. Wenn dort die Wirtschaft anspringt, dann zieht auch Europa sukzessive nach.“