Urteil des Verwaltungsgerichts

Keine Alternative zu Fahrverbot für ältere Dieselautos

1. August 2017, 11:23 Uhr | dpa
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Signal an Autobranche: Software-Updates reichen nicht

Baden-Württemberg scheiterte damit auch mit dem Versuch, durch Nachrüstungen vieler älterer Motoren Verbote zu verhindern. Das Land dürfe sich bei der Luftreinhaltung nicht darauf verlassen, dass die Autoindustrie irgendwie handelt, erklärte Kern.

Außerdem hatte er bei der Verhandlung von Experten des Landes erfahren, dass die bisher von der Industrie angedeuteten Nachrüstungen am Neckartor – Deutschlands schmutzigster Kreuzung – im allerbesten Fall eine Verringerung der Schadstoffe um neun Prozent bringen würden. Und dies sei »von maximalem Optimismus getragen«, so Kern – sowohl, was die Bereitschaft der Autobesitzer zur Nachrüstung angehe, als auch, was die technischen Möglichkeiten betreffe.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als Klägerin in dem Verfahren ist ihrem Ziel ganzjähriger und genereller Fahrverbote für Diesel nun einen Schritt näher gekommen. Das Urteil sei gut für alle Großstädte. »Es wird zukünftig nicht mehr möglich sein, die Luft in unseren Städten mit giftigem Dieselabgas zu verschmutzen«, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Das Signal an die Autobranche laute: »Es muss Schluss sein mit dem Verkauf schmutziger Diesel.« Mit Blick auf den Diesel-Gipfel betonte er, dass Software-Updates nicht ausreichten. »Sie müssen es so machen, dass es funktioniert.«

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hatte am Donnerstag bei einem Besuch der VW-Zentrale in Wolfsburg ebenfalls angedeutet, dass aus ihrer Sicht Fahrverbote längst nicht vom Tisch sind. Sie sieht nun die Autobranche am Zug. Es sei höchste Zeit, «dass die Autoindustrie in eigener Verantwortung dafür sorgt, dass es nicht zu Fahrverboten kommt», sagte die SPD-Politikerin am Freitag in Hamburg.

Finanzierung durch Autoindustrie

In der ARD und im ZDF betonte Hendricks am Freitagabend, dass die Bundesregierung auf einer Finanzierung der angestrebten Abgas-Nachbesserungen von Diesel-Fahrzeugen durch die Autoindustrie bestehe. Beim Diesel-Gipfel am kommenden Mittwoch solle als erster Schritt eine Software-Nachrüstung auf Kosten der Hersteller beschlossen werden. Im zweiten Schritt müssten die Autobauer dann »die Kraftfahrzeuge als solche nachrüsten, und zwar auch auf ihre Kosten«. Dafür würden beim Gipfel Aussagen erwartet, wann und wie sie dazu technisch in der Lage seien.

Zuvor hatte bereits Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) als Mit-Gastgeber des Treffens klargestellt, dass auch eine etwaige Kostenbeteiligung des Staates nicht in Frage kommt. Umrüstungen würden »natürlich von der Autoindustrie zu finanzieren sein«, sagte er am Freitag in Berlin.

Einig waren sich in Stuttgart alle Beteiligten, dass die wirksamste Maßnahme für weniger Schadstoffe nicht nur hier die Einführung einer Blauen Plakette als Einfahrtsberechtigung in die Umweltzone wäre. Diese Plakette würden Dieselfahrzeuge nur erhalten, wenn sie die Abgasnorm Euro-6 erfüllen. Warum die schwarz-rote Bundesregierung diesen Wunsch auch anderer Großstädte nicht erfülle, sei nicht nur dem Land und der DUH, sondern auch dem Gericht schleierhaft, sagte Kern in der Verhandlung. Das Verhalten Berlins sei da »indiskutabel«.


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