Wendet man das Prinzip des CVM auf alle Artefakttypen einer Produktlinienspezifikation an, so entsteht im Laufe des Entwicklungsprozesses eine Reihe von Artefaktlinien, u.a. für Anforderungen, Modelle, Quell-Code und Testspezifikationen, welche möglicherweise aus anderen Artefaktlinien zusammengesetzt wurden (Bild 3). Um dennoch einen zentralen Einstiegspunkt für die variablen Eigenschaften einer Produktlinie zu bieten, wird zusätzlich ein Merkmalsmodell eingeführt, das die technischen Kerneigenschaften einer Produktlinie spezifizieren sollte, ohne dabei zu sehr in technische Details zu gehen (z.B. Unterscheidung, ob Schalt- oder Automatikgetriebe im „Core Technical Feature Model“). Von diesem zentralen Merkmalsmodell aus werden dann Configuration Links zu den oberen Artefaktlinien spezifiziert. Dadurch lässt sich durch die Konfiguration dieses Merkmalsmodells automatisch eine Gesamtkonfiguration der Produktlinie bis ins feinste technische Detail ableiten.
Darüber hinaus können, aufsetzend auf eine solche Produktlinienspezifikation, höhere Abstraktionen auf Basis der Merkmalsmodellierung eingeführt werden. Hierbei entstehen Merkmalsmodelle, die mittels Configuration Links an das zentrale Merkmalsmodell gebunden sind. Solche Merkmalsmodelle umfassen Merkmale aus einem abstrakteren Blickwinkel, für die in der Produktlinienspezifikation häufig keine direkten Variationspunkte zu finden sind. Würde beispielsweise ein Configuration Link bei Auswahl des Merkmals America automatisch auch das Merkmal Automatic auswählen, so hätte dies entsprechende Auswirkungen auf die gesamte Produktlinienspezifikation.
Für CVM existiert bereits eine frei erhältliche prototypische Werkzeugunterstützung, bei deren Entwicklung die Anbindung an die in der Praxis relevanten Methoden und Werkzeuge noch nicht im Vordergrund stand. Deshalb werden derzeit die Anpassungsmöglichkeiten zur Anbindung von CVM an weit verbreitete Werkzeuge bzw. Konzepte zur Spezifikation eingebetteter Systeme untersucht und erprobt. Dazu gehören IBM Rational DOORS, Matlab-Simulink/Stateflow und C-Code. Das Ziel ist eine auf CVM basierende Werkzeugkette, um gängige Artefakttypen bei der Produktlinienentwicklung nach dem Prinzip des Compositional Variability Management verwenden zu können.