Eine Produktlinienspezifikation besteht grundsätzlich aus zwei Entwicklungskomponenten. Dem Eigenschafts- bzw. Merkmalsmodell und den variantenreichen Entwicklungsartefakten. Das Merkmalsmodell spezifiziert die gemeinsamen und unterschiedlichen
Eigenschaften der aus der Produktlinie hervorgehenden potentiellen Systemvarianten (Bild 1, Mitte/links).
Sie enthalten Pflicht-, Optional- und Alternativmerkmale. Diese werden in einer Baumstruktur angeordnet. Wird ein Merkmal einem anderen Merkmal als Kind-Merkmal untergeordnet, so beschreibt es eine Eigenschaft, die sich im Detail aus der Eigenschaft des übergeordneten Merkmals ergibt. Pflichtmerkmale (z.B. Engine, Wiper) sind immer Bestandteil einer Systemvariante, solange sie nicht einem Optional- bzw. Alternativmerkmal untergeordnet sind. Ein Optionalmerkmal (z.B. DoorLock) kann, muss aber nicht, Teil einer Systemvariante sein. Alternativmerkmale (z.B. Manual/Automatic, One Motor/Two Motor) sind ebenfalls optional, jedoch muss oder kann bei einer Konfiguration maximal eines der Alternativmerkmale aus der Gruppe gewählt werden (abhängig von der Kardinalität der Gruppe). Neben der grundsätzlichen Vater-Kind-Struktur können zusätzlich strukturübergreifende Beziehungen zwischen Merkmalen definiert werden. Beispielsweise Include- oder Exclude-Beziehungen; weitere Beziehungsarten sind möglich.
Die Variationspunkte der variablen Systemspezifikation werden an die zuvor definierten Merkmale gebunden (Bild 1, rechts). Eine so genannte Merkmals-Annotation umfasst einen Variationspunkt und einen logischen Ausdruck über die für den Variationspunkt relevanten Merkmale. Wird ein solcher logischer Ausdruck durch eine Merkmalskonfiguration erfüllt, hat der Variationspunkt im resultierenden System Bestand und wird andernfalls entfernt.
Das zentrale Merkmalsmodell bietet eine globale Sicht auf die variablen Eigenschaften einer Produktlinie und steht orthogonal zu den Artefakten einer Systemspezifikation.
Jedoch birgt dieses Prinzip auch einige Nachteile:
Aus den hier genannten Problematiken begründet sich der Bedarf, das klassische Produktlinienprinzip zu erweitern.