Im vergangenen Jahr durchlief der Halbleiterhersteller Analog Devices eine seiner seltenen Restrukturierungen. Die Gründe und die Auswirkungen dieser Maßnahme sowie die Strategie für den Automotive-Markt erklären ADI-Automotive-Vice-President Thomas Wessel und ADI-Automotive-Sales-Director Stefan Steyerl im Interview mit der Elektronik automotive.
ADI wird erst vom zweiten CEO seit seiner Gründung geführt. Woher kommt diese Konstanz?
Thomas Wessel: ADI fährt seit jeher, was für die Halbleiter-Branche vielleicht etwas ungewöhnlich ist, einen eher konversativen Ansatz. Das trifft sowohl auf die Mitarbeiter zu – eine 20-jährige Firmenzugehörigkeit ist bei uns keine Seltenheit –, als auch auf unser Wirtschaften. Wir sind eine der wenigen Firmen der Branche, die in den letzten 20 Jahren keine roten Zahlen schreiben musste. Wir waren nur einmal „rot“, aber das lag an einer Firmenübernahme, die unsere Zahlen auf dem Papier beeinflusst hat.
Stefan Steyerl: Konservativ bedeutet dabei in erster Linie, maßvoll zu agieren, d.h. rechtzeitig, moderat und nicht nur das nächste Quartal im Blickfeld zu haben. Der Vertrieb erhält keine überzogenen Vorgaben und kann auf einen intelligenten Mix an Produkten und mehr als 70.000 Kunden zurückgreifen.
Was waren die Gründe für die Umstrukturierung?
Wessel: Traditionell war ADI entsprechend der einzelnen Produktgruppen organisiert, also beispielsweise MEMS, DSP, Converter, Amplifier usw. Zusammen mit dem Vertrieb wurden dann die einzelnen Märkte, also z.B. Consumer oder Automotive, adressiert. Dabei gehörte es zur Aufgabe des Vertriebs, aus den bestehenden Produkten Lösungen für den Kunden zu generieren. Komplettlösungen, so hat unsere Erfahrung gezeigt, werden aber immer wichtiger für unsere Kunden. Deshalb lag es nahe, die Organisation anzupassen und tiefer in die branchenspezifischen Themen einzutauchen. Bei ADI wurden deshalb die so genannten CPTs (Core Product Technologies) ins Leben gerufen, sowie Gruppen für strategische Marktsegmente, wie eben Automotive, die dem Kunden spezifische Lösungen anbieten. Das kann ein ASSP sein oder auch ein Ansatz, der aus verschiedenen Einzelbauelementen aus unserem Baukasten besteht. Gleichzeitig ist es aber auch Teil der „Lösung“, dass man sich mit bestimmten branchenspezifischen Aufgaben- und Problemfeldern im Detail beschäftigt, um mit dem Kunden überhaupt auf Augenhöhe diskutieren zu können.
Was versprechen Sie sich von der Umstrukturierung?
Steyerl: Natürlich geht es darum, speziell im Automotive-Bereich, ein kontinuierliches Wachstum zu generieren. Die Umstrukturierung erlaubt es uns, uns besser auf die einzelnen Kunden zu generieren. Im Fokus stehen dabei natürlich in erster Linie die Tier-1-Zulieferer, mit denen wir einen großen Teil unseres Automotive-Geschäfts erwirtschaften, aber wir arbeiten auch mit den OEMs an strategischen Projekten. Unsere Kunden können wir zudem enger in die Entwicklung unserer Produkte einbinden.