Standardisierung von MOST150

Drei Fragen an MOST-Experten

12. April 2010, 12:02 Uhr | Stephan Janouch
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Statement Klaus-Wagenbrenner

Jochen Klaus-Wagenbrenner ist Senior Manager Advanced Networking der Harman International Automotive Division.

Herr Klaus-Wagenbrenner, Ethernet hält auch im Automobil Einzug. Entsteht hier eine Konkurrenz zu MOST? Was spricht dagegen, alles über Ethernet laufen zu lassen?

Jochen Klaus-Wagenbrenner: MOST ist ein synchrones Netzwerk, das speziell für den Einsatz im Fahrzeug entwickelt wurde. Daher erfüllt es von Grund auf die hohen Anforderungen der Automobilindustrie. Hierzu gehören neben einem erweiterten Temperaturbereich von mindestens –40 bis +85 °C auch elektromagnetische Eigenschaften bezüglich Abstrahlung und Empfindlichkeit sowie fahrzeuggeeignete Stecker und Verkabelungen. MOST150 ist wie MOST25 ein Netzwerk mit einer Ringtopologie, es setzt auf eine Plastikfaser (POF) zur Übertragung der Daten. Im Gegensatz zum „MOST Asynchronous Medium Access Control“-Protokoll (MAMAC) von MOST25, ist MOST150 in der Lage, einen Ethernet-Frame (IEEE 802.3) transparent zu übertragen. Ethernet wurde für die Vernetzung von LANs entwickelt und hat als 100Base-T (100 Mbit/s Switched Network) eine weite Verbreitung gefunden. Diese relativ preiswerte Technologie ist nicht ohne weiteres kostenoptimiert im Fahrzeug verwendbar. Um die EMV-Anforderung zu erfüllen, müssten entweder geschirmte CAT6- Kabel mit speziellen automotive-qualifizierten Steckverbindungen verwendet werden, oder es müssten neue Technologien entwickelt werden, die den Einsatz ungeschirmter Kabel (UTP) und einfacher Stecker ermöglichen. Das beim Ethernet verwendete Zugriffsverfahren (CSMA/CD) ist in einem Netzwerk nicht in der Lage, den Echtzeit-Anforderungen von Audiound Videodaten gerecht zu werden. Dafür sind Erweiterungen des Ethernet- Standards wie Ethernet-“Audio Video Bridging“ (AVB) zwingend erforderlich. Eine Konkurrenz zu MOST könnte entstehen, wenn oben genannte Ethernet- Technologien in der Breite verfügbar wären und dementsprechend günstig würden. Die Entscheidung für die eine oder andere Technologie dürfte neben den Kosten auch von der Systemarchitektur und der Verkabelungsstrategie der Automobilhersteller abhängen. Für die, die heute bereits MOST im Einsatz haben, mag ein kompletter Umstieg auf Ethernet schwierig sein, jedoch wäre gerade auch eine Kombination beider Technologien durchaus sinnvoll.


  1. Drei Fragen an MOST-Experten
  2. Statement Klaus-Wagenbrenner
  3. Statement Dr. Thiel

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!