Automotive-Studie

Gefährden OEMs den Ruf der deutschen Autoindustrie?

14. November 2013, 11:05 Uhr | Ingo Kuss
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das kritisieren die Zulieferer

Die Hauptkritikpunkte der Zulieferer im Überblick:

  • Zulieferer-Innovationen werden häufig nicht mehr angemessen honoriert
  • Die Einbindung in Herstellerprojekte erfolgt oftmals zu spät
  • Die Hersteller setzen nicht genug auf den Erfahrungsschatz der Lieferanten in der Projektarbeit
  • Die zu starke Gewichtung des Preises als Auswahlkriterium führt bei den Herstellern nicht automatisch zum Erfolg

Die Studienergebnisse belegen einen Trend, der trotz nach wie vor positiver Kennzahlen durchaus das Potenzial hat, der deutschen Leuchtturm-Branche – jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland steht direkt oder indirekt mit dem Automobil in Verbindung – ihre Strahlkraft zu nehmen. Wenn es um echte Innovationen geht, ist bereits heute wahrnehmbar, dass Neuheiten nicht mehr in deutschen Premiumfahrzeugen ihre Premiere feiern, sondern bei der Konkurrenz. Ein wichtiger Grund dafür liegt in den Veränderungen im Geschäftsmodell der deutschen Automobilindustrie: Bis zu 80 Prozent der Wertschöpfung eines Fahrzeugs werden durch den OEM zugekauft – bei gleichzeitig steigendem, kurzfristigen Kostendruck auf die Lieferanten. In diesem Umfeld wird es immer schwieriger, gemeinsam Innovationen voranzutreiben und angemessen zu vergüten.

‚Diese spürbare Entwicklung führt zu Spannungen in der Branche: Wenn die faire Vergütung von Innovationsleistungen nicht mehr gesichert ist, werden die Zulieferer auf Dauer den deutschen OEM die von ihnen verlangten Innovationen nicht mehr liefern können. Die deutschen Premium-Hersteller brauchen diese aber, denn nur so können sie Premium-Preise rechtfertigen. Die Zulieferer hingegen werden künftig wohl häufiger zu den Massenherstellern gehen, weil sie hier bessere Margen erzielen können. Diese Tendenz ist noch nicht deutlich genug ausgeprägt, aber die Weichen in diese Richtung scheinen gestellt – und es will niemand so recht gegensteuern. Dabei wäre jetzt die Zeit dafür‘, analysiert Marc Staudenmayer, Managing Director bei goetzpartners. Guido Hauptmann, Senior Manager und Automotive-Experte von goetzpartners, ergänzt: ‚Weil die deutschen Hersteller in immer kürzeren Zyklen denken, könnten sie auf lange Sicht ihre Marktführerschaft bei den Innovationen im Auto einbüßen. Schon jetzt haben sich Hersteller aus anderen Ländern beim wichtigen Thema Entertainment an die Spitze der Kolonne gesetzt.‘

Um hier gegenzusteuern, müssten Hersteller ihre Lieferantenbeziehungen neu ausrichten:

  • Wegweisend: Von der Innovationskraft der Zulieferer profitieren und diese angemessen vergüten
  • Kontinuierlich: Projektarbeit weiterentwickeln und so Partnerschaften stärken
  • Ausgewogen: Win-Win-Situationen schaffen – nicht nur der Preis, sondern auch Qualität und Innovation sollen entscheiden
  • Langfristig: Die Partnerschaft nicht mit der Serienphase enden lassen
  • Nachhaltig: Partnerschaften mit strategischen Lieferanten vertiefen“

  1. Gefährden OEMs den Ruf der deutschen Autoindustrie?
  2. Das kritisieren die Zulieferer

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