Die Halbleiter-Strategie von BMW

»Ein einheitlicher Standard ist für alle OEMs von Vorteil«

22. Mai 2015, 10:31 Uhr | Von Ingo Kuss
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Die Kehrseite der Leistungsexplosion

Ingo Birner, Gruppenleiter Halbleiterstandard und Umweltsimulation bei BMW: „Immer mehr Elektronik bedeutet auch immer mehr Chancen, dass ein Bauteil abgekündigt wird.“
Ingo Birner, Gruppenleiter Halbleiterstandard und Umweltsimulation bei BMW: „Immer mehr Elektronik bedeutet auch immer mehr Chancen, dass ein Bauteil abgekündigt wird.“
© BMW

Neben der Qualitätsfrage beschäftigt sich das Halbleitermanagement bei BMW auch mit den technischen Herausforderungen durch die rasante Weiterentwicklung der Halbleiter. Deren kontinuierliche Leistungssteigerung in Verbindung mit dem Miniaturisierungstrend ist die Grundlage für viele neue Funktionen im Auto. Gerade Fahrerassistenzsysteme benötigen etwa für Bildverarbeitung und Sensorfusion eine immer höhere Rechenleistung. Denn die enormen Datenmengen, die Fahrzeuge inzwischen generieren, müssen auch dort verarbeitet werden.

Die Kehrseite der allgegenwärtigen Leistungsexplosion ist die dabei anfallende Abwärme, die zuverlässig abtransportiert werden muss. „Manche Halbleiter sind extremen Umwelteinflüssen ausgesetzt“, berichtet Maier. Man müsse sich also schon sehr genau überlegen, wo man die Halbleiter im Auto platziert. Energieeffiziente Bausteine sind also nicht nur aus Gründen der CO2-Reduktion gefragt, sondern auch wegen ihres einfacher zu handhabenden Wärmehaushalts.

Eine weitere Herausforderung sind laut Birner die kurzen Innovationszyklen im Halbleiterbereich: „Immer mehr Elektronik bedeutet eben auch immer mehr Chancen, dass ein Bauteil abgekündigt wird.“ Entsprechend wichtig wird das Thema Langzeitverfügbarkeit für die Halbleiterstrategie von BMW. Konkret sollen deshalb sowohl mit den Halbleiterherstellern als auch den Systemzulieferern Strategien für eine langfristige Bauteilversorgung entwickelt werden.

Wer übernimmt die Integrationsaufgaben?

So wichtig Halbleiter für den Automotive-Bereich grundsätzlich geworden sind – als isolierte Bausteine nimmt ihre Bedeutung eher ab: „Es geht nicht mehr nur darum, den jeweils besten Halbleiter zu finden, sondern darum, dessen Fähigkeiten mit der richtigen Software auch optimal nutzen zu können“, betont Maier. Die Bewertung müsse entsprechend das Gesamtpaket aus Halbleiter, Betriebssystem und Anwendungs-Software berücksichtigen: „Wir brauchen Partner, bei denen neben dem Halbleiter auch die verfügbare Software sowie die Entwicklungsumgebungen und -werkzeuge eine zentrale Rolle spielen.“

Je nach Plattform liegt die Verantwortung dann beim OEM, Systemzulieferer oder Halbleiterhersteller. Wenn die Plattform so leistungsfähig ist, dass unterschiedlichste Bereiche beim Fahrzeughersteller beteiligt sind, verantwortet der OEM selbst die Integration. Gilt es dagegen, viele Lieferanten zu koordinieren und zu integrieren, bietet sich eher ein zusätzlicher Integrator an. Das bislang noch häufig genutzte Black-Box-Design wird es dagegen zukünftig wohl nur noch bei kleineren Steuergeräten und Sensoren geben.

Die wachsende Bedeutung von Hard- und Software sorgt auf jeden Fall dafür, dass das Aufgabenfeld für das Halbleitermanagement bei BMW auch zukünftig breit gefächert bleiben wird.


  1. »Ein einheitlicher Standard ist für alle OEMs von Vorteil«
  2. Automotive-Qualität versteht nicht jeder auf Anhieb
  3. Die Kehrseite der Leistungsexplosion

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