Bosch startet die Serienfertigung einer neuen Variante der ABS-Generation 9 für Motorräder. Das ABS 9 plus ist laut Unternehmensangaben das derzeit kleinste und leichteste Bremsregelsystem für Motorräder weltweit.
„Mithilfe der Signale eines zusätzlichen Drucksensors kann noch schneller auf das Abheben des Hinterrads geschlossen werden. Der Bremsdruck lässt sich dadurch früher anpassen, was die Fahrstabilität bei starken Bremsmanövern weiter verbessert“, sagt Dr. Werner Struth, Vorsitzender des Geschäftsbereichs Chassis Systems Control bei Bosch. Das neue System geht derzeit in zwei Modellen in Serie. Kawasaki bietet es unter der Bezeichnung „Kawasaki Intelligent Anti-Lock Brake System (KIBS)“ optional in der Ninja ZX-10R an, Ducati führt es serienmäßig in der Diavel ein. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, hat die EU-Kommission Anfang Oktober eine ABS-Pflicht für Motorräder vorgeschlagen.
Bei Motorrädern droht bei einer Vollbremsung aufgrund der dynamischen Radlastveränderungen das Abheben des Hinterrads. Um dies zu bekämpfen, werten alle Motorrad-Varianten der ABS-Generation 9 die Schlupfwerte der beiden Reifen aus. Droht ein Überschlag, wird der Bremsdruck im Vorderrad abgesenkt. Im neuen ABS 9 plus hat Bosch einen zusätzlichen Drucksensor integriert, der den vom Fahrer vorgegebenen Bremsdruck erfasst und so ein Abheben des Hinterrads früher erkennt – und dadurch noch schneller reagieren kann.
Bislang wurden Antiblockiersysteme für Motorräder vom Pkw mit kleineren technischen Anpassungen übernommen. Zeitgleich zur neuen Generation von Bosch-Bremsregelsystemen für Pkw haben die Ingenieure des Bosch-Entwicklungszentrums in Japan eine eigenständige ABS-Baureihe für Motorräder konzipiert. Diese ist modular aufgebaut, so dass sich Varianten für unterschiedliche Funktionsumfänge realisieren lassen. Es reicht von der Basisvariante ABS 9 base bis zu einer Version ABS 9 enhanced mit elektronischer Verbundbremse. Die letztere Variante ermöglicht ein Abbremsen beider Räder und eine elektronisch gesteuerte variable Bremsdruckverteilung, selbst wenn der Fahrer nur Vorder- oder Rückbremse betätigt.
Alle ABS-Systeme für Motorräder von Bosch sind kompakt. So ist das Pumpengehäuse sehr klein, da es nur die Regeltechnik für zwei statt für vier Räder enthalten muss. Die Leiterplatte des Steuergeräts wird direkt auf die Hydraulik montiert, was die Vibrationsfestigkeit erhöht. Aufgrund kürzerer Bremsleitungen und kleinerer Bremskolben reicht eine neu entwickelte kompaktere Rückförderpumpe. Das Ergebnis: Im Vergleich zum Vorgänger ist das System um die Hälfte kleiner und leichter. Zudem pulsiert der Bremshebel weniger stark und das System passt den Bremsdruck noch schneller an den Reibwert des jeweiligen Untergrunds an.