Das Team um Prof. Dr. rer. nat. Dr. med Birger Kollmeier widmeten sich einem der fünf Sinne: Dem Hören. Dank dem Ohr ist der Mensch in der Lage, auch in akustisch schwierigen Situationen, z.B. in einem belebten Raum mit vielen Gesprächen, Nachhall und Störquellen, einer einzelnen Unterhaltung zu folgen. Wichtig dabei ist das Zusammenspiel zwischen den beiden Ohren: Ähnlich wie beim räumlichen sehen mit zwei Augen ermöglicht erst das binaurale, zweiohrige Hören einen räumlichen Höreindruck und eine Trennung zwischen mehreren Hör-Objekten im Raum. Dadurch können Normal-Hörende den Störschall und Nachhall im Raum ausblenden – Gehörgeschädigten ist dies mit konventionellen Hörgeräten nicht möglich.
In der EU leiden rund 55,5 Mio. Erwachsene zwischen 18 und 80 Jahren an einer Hörminderung von mehr als 25 dB. Bis zu den 90er Jahren war die Hörgerätetechnik primär auf die Versorgung jedes einzelnen Ohrs, also monaural, ausgerichtet. Den zweiohrigen Effekt des natürlichen Hörens wird erst durch ein vollständig binaurales Hörsystem unterstützt, das einen Datenaustausch zwischen den Geräten an beiden Ohren voraussetzt.
Dem nun nominierten Forscherteam ist es erstmals in den 90er Jahren im Labor gelungen, ein binaurales Hörgerät zu entwickeln, dem im Jahr 2001 erstmalig deutliche Vorteil einer solchen binauralen Wechselwirkung nachgewiesen werden konnte. Entscheidend dafür sind Algorithmen, die den Schall vom linken und den rechten Ohr vergleich und nur die Schallanteile an die Ohren des Betroffenen weiterleiten, die von Nachhall und Störschall gefiltert wurden. Im Rahmen vom BMBF geförderten Projekt HörTech kamen die Forscher mit dem Industrie-Forscher Niederdänk zusammen, um im Team mit ihren Mitarbeiten die notwendige Systemtechnik für binaurale Hörgeräte voranzubringen.
Herausforderung war vor allem, die Draht-Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Hörgerät durch eine Drahtlose Verbindung zu ersetzten, die der hohen Datenrate gewachsen ist. Hier half Herr Niederdänk und Siemens Audiologische Technik. Inzwischen konnten die Forscher die Leistungsfähigkeit der Labor-Prototypen binauraler Hörgeräte deutlich verbessern, indem die Verarbeitungs-Strategie im Hörgerät optimal an die jeweilige akustische Situation angepasst wird.