IEEE 802.11n

Neuer Standard verleiht WLAN Flügel

18. Januar 2010, 14:24 Uhr | Andreas Knoll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Neuer Standard verleiht WLAN Flügel

Für welche Anwendungen eignet sich IEEE 802.11n besonders? Welche Vor- und Nachteile hat es gegenüber Wireless-Techniken wie Bluetooth, ZigBee oder WirelessHART in industriellen Anwendungen?

Bei den Anwendungen geht es besonders um Videoübertragung in HD-Qualität, wozu Datenraten von 20 MBit/s je Kamera erforderlich sind. Aufgrund der höheren Bandbreite und Stabilität stößt WLAN aber auch in neue vertikale Märkte vor. Dazu zählen Raffinerien, Pipelines, Windkraftanlagen oder der Schienenverkehr. Weil WLAN gleichsam »Ethernet over the Air« ist, also eine Always- On-Übertragung, sind Wireless- Techniken wie Bluetooth, ZigBee oder WirelessHART keine konkurrierenden, sondern ergänzende Verfahren, die etwa zur Anbindung von Sensoren und Aktoren dienen. Grundsätzlich ist dies natürlich auch via WLAN möglich, beispielsweise wenn in einem Ethernet-Netzwerk keine Medien- brüche entstehen sollen. Allerdings muss dann die Spannungsversorgung der Access-Points gewährleistet sein.

IEEE 802.11n kann die Fast- Ethernet-Bandbreite von 100 MBit/s voll ausnutzen. Wie lässt sich WLAN gemäß IEEE 802.11n aber in Gigabit-Ethernet-Netze integrieren?

Gigabit-Ethernet-Netzwerke werden nur selten voll ausgelastet. In der Praxis liegt die Datenrate eher bei zehn Prozent, also im Bereich von Fast Ethernet. Die volle Bandbreite wird vor allem dann genutzt, wenn kurze Zykluszeiten erforderlich sind. Deshalb ist IEEE 802.11n schon heute grundsätzlich in Gigabit-Ethernet-Netzen einsetzbar. Die nächste Generation von Access-Points der Marke Hirschmann wird Gigabit-Ports haben, um eine direkte Anbindung an das Netzwerk zu ermöglichen. Mit bis zu drei WLAN-Interfaces lassen sich dann bei einer Brutto- Datenrate von 600 MBit/s dreimal 300 MBit/s netto übertragen. Auch für Gigabit-WLAN werden erste Konzepte und Prototypen entwickelt, die jedoch noch nicht die gesetzlichen Bestimmungen erfüllen. Bis zur Markteinführung wird sicher noch eine Reihe von Jahren vergehen.

Welche Strategie verfolgt Belden in punkto IEEE 802.11n? Welche Arten von Produkten für IEEE 802.11n bietet Hirschmann über die zur SPS/IPC/Drives vorgestellten hinaus, und welche Arten sollen noch folgen?

Hirschmann bietet alles, was für den Aufbau von WLAN-Netzwerken erforderlich ist. Dazu gehören sowohl industrietaugliche Access-Points und Access- Clients als auch 15 verschiedene WLAN-Antennen, von denen fünf das MIMO-Verfahren unterstützen. Außerdem haben wir passende Kabel und Adapter sowie spezielle Überspannungsschutz- Geräte. Zusätzlich zur Hardware bieten wir die Managementsoftware »Industrial HiVision« an, mit der sich WLANGeräte in ein kabelgebundenes Ethernet-Netzwerk integrieren lassen. Dies ist jedoch nur ein Teil unseres Leistungsangebots, denn wer Projekte in der Industrie realisieren will, muss Planung, Schulung, Installation und Service als mindestens ebenso wichtig betrachten.

Was die Strategie betrifft, schauen wir über den Tellerrand von WLAN hinaus. Unsere Access- Points haben bereits Funktionen wie Routing, VPN, Firewall oder Radius-Server integriert, so dass sich die Nutzung weiterer Schnittstellen anbietet. Hierzu zählt etwa eine Anbindung an Weitbereichstechniken wie UMTS, WiMAX, LTE oder Tetra. Andererseits denken wir auch über Schnittstellen nach, mit denen Sensoren und Aktoren, die beispielsweise via WirelessHART angebunden sind, in ein drahtgebundenes Ethernet- Netzwerk integriert werden können. Wir sind zuversichtlich, dass wir die ersten entsprechenden Access-Points Anfang 2011 auf den Markt bringen werden.

Welche Marktbedeutung könnte IEEE 802.11n erlangen: gegenüber den bisherigen WLANStandards und im Vergleich zu anderen Standards wie Bluetooth, ZigBee und Wireless-HART?

IEEE 802.11n hat sicherlich das Potential, alle anderen WLANStandards zu ersetzen. In welchem Zeitraum dies passiert, hängt vor allem davon ab, wie schnell entsprechende Schnittstellen in die verschiedenen Endgeräte integriert werden. Bluetooth, ZigBee und WirelessHART werden dagegen auch in Zukunft parallel zu 802.11n existieren, ähnlich wie Profinet und Profibus. Denn diese Standards stehen, wie schon erläutert, nicht in Konkurrenz zu WLAN. 


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