Welchen Anteil hat Asien derzeit an Nanotecs Gesamtumsatz?
Wir erzielen noch 60 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland und 20 Prozent in Österreich und der Schweiz. Der Rest verteilt sich auf die ganze Welt, wobei wir in Nordamerika gerade erst aktiv werden. Am schnellsten wächst für uns jedoch der südostasiatische Markt, den wir direkt von unserer Niederlassung Nanotec Changzhou aus bedienen. Besondere Bedeutung haben Singapur und Malaysia: Dort ist viel Halbleiterfertigung angesiedelt, weil der Schutz geistigen Eigentums gewährleistet ist.
In China läuft man ja in vielen Fällen Gefahr, dass nebenan ein chinesischer Wettbewerber entsteht. Bei uns gibt es dieses Problem wegen der Joint-Venture-Struktur nicht - die chinesischen Gesellschafter haben ja das gleiche Interesse wie wir, dass nichts kopiert wird. Die Software, die in unseren Antrieben steckt, wird aber in Deutschland entwickelt und in verschlüsselter Form aufgespielt. Eins-zu-eins-Kopien sind also kaum möglich, weil die gesamte Regelungstechnik in der Software verankert ist.
Nun zu Nanotecs Produktsortiment: Worin liegen Ihres Erachtens die Alleinstellungsmerkmale der Erzeugnisse Ihres Unternehmens?
Nanotec bietet hauptsächlich Schrittmotoren, bürstenlose DC-Motoren, Linearaktuatoren und externe Schrittmotorsteuerungen sowie die sogenannten »Plug-&-Drive«-Motoren, bei denen es sich um Schrittmotoren mit Positioniersteuerung und Encoder handelt. Als Alleinstellungsmerkmal sehen wir beispielsweise die in unseren Schrittmotorsteuerungen und »Plug&Drive«-Motoren integrierte »dspDrive«-Technik. Bei ihr handelt es sich um ein Stromregelungsverfahren, das rein auf Software beruht. Anstelle eines speziellen ICs regelt ein DSP mittels »dspDrive« den Strom und damit das Statormagnetfeld im Motor. Die Regelungs-Software ist im DSP abgelegt, so dass sich die Parameter anders als bei Verfahren, die auf Spezial-Hardware fußen, nachträglich ändern lassen. Zudem erhöht »dspDrive« die Auflösung der Regelung und verbessert die Laufruhe des Motors.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist aus unserer Sicht ferner die Closed-Loop-Magnetfeldregelung in einer geschlossenen Regelschleife mittels Encoder. Bei integrierten Motoren wie unseren »Plug&Drive«-Motoren sind nur wenige Hersteller dazu in der Lage.
Die gesamte Elektronikbranche hat derzeit mit langen Lieferzeiten für Bauelemente zu kämpfen. Wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht als Antriebshersteller dar?
Alle Arten von Bauelementen, bei denen es sich nicht um absolute Standardprodukte handelt, sind derzeit nur mit langen Lieferzeiten zu bekommen. Bei welchen die Situation aber besonders schwierig ist, ändert sich ständig - mal sind es analoge ICs, mal Transistoren, mal andere. Das Problem liegt ja vor allem darin, dass auf jeder Leiterplatte Bauelemente aller Art sitzen und daher die Gefahr groß ist, dass irgendein Lieferant die eigenen Liefertermine verhindert.
Wir haben deshalb schon vor der Krise sorgfältig darauf geachtet, dass unsere Antriebselektronik möglichst weitgehend auf ein und derselben Hardware-Basis beruht. Unsere diversen Schrittmotorsteuerungen haben mehr als 80 Prozent Gleichteile integriert. Wir bemühen uns, möglichst nur die Leistungstransistoren und die Stecker variieren zu müssen.
Sehen Sie eine Entspannung auf dem Bauelementemarkt?
Ja, die Liefersituation hat sich tatsächlich zu entspannen begonnen. Die Hauptursache der Knappheitsprobleme liegt ja darin, dass viele Bauelementehersteller und Lieferanten angesichts des heftigen Abschwungs Angst bekamen, auf ihren Produkten sitzen zu bleiben. Sie ließen daher die Lager leer laufen und fuhren die Fabriken herunter. Als die Konjunktur wieder ansprang,
begannen die Kunden, entsprechend zu bestellen - und die Nachfrage überstieg plötzlich bei weitem das Angebot. Mittlerweile arbeiten die Fabriken wieder auf Volllast, und die Lager füllen sich allmählich. Angesichts dessen dürfte sich die Liefersituation in den kommenden Monaten weiter entspannen.
China hat den Export von Seltenerdmetallen wie Neodym und Samarium, die zu Magneten verarbeitet werden, stark eingeschränkt. Welche Probleme ergeben sich daraus für die Antriebshersteller, zumal Magnete ein wichtiger Bestandteil von Elektromotoren sind?
Wie schon erläutert, werden Motoren, die dem preiskritischen Marktsegment zuzuordnen sind, überwiegend in China gefertigt - und wenn nicht der Motor aus China kommt, kommt zumindest der Magnet von dort. Probleme mit der Situation haben also weniger die Motorenhersteller, sondern eher die Magnethersteller außerhalb Chinas, die auf die Seltenerdmetalle als Rohstoffe angewiesen sind.
Wenn die Motoren aus China stammen, haben sie sich kaum verteuert, weil China ja in punkto Seltenerdmetalle nur den Export und nicht die Verarbeitung im Land restriktiv handhabt. Wie gesagt, Probleme haben eigentlich nur diejenigen Unternehmen außerhalb Chinas, die Neodym oder Samarium als Rohstoff brauchen, aber das ist zumindest aus Sicht der Motorenhersteller nicht der übliche Weg.
Eigentlich kann ich die chinesische Politik in diesem Punkt verstehen: China muss die Förderung der Seltenerdmetalle künftig ökologischer gestalten als bisher. Anders als ihr Name nahe legt, sind die Seltenerdmetalle auch gar nicht so selten und beileibe nicht nur in China vorhanden. Aber vielen anderen Ländern ist die Förderung zu schmutzig, so dass sie sie eingestellt oder gar nicht erst begonnen haben.