Was gibt es bei den Netzwerk-Controllern der Serie netX Neues?
Im Oktober des vergangenen Jahres haben wir den Netzwerk-Controller „netX 4000“ vorgestellt. Auf der SPS IPC Drives 2017 waren dann Produkte zu sehen, in die er eingebaut ist. Er hat als erster netX-Controller zwei CPUs integriert: einen ARM-Cortex-R7-Prozessor mit netX-Technik für Echtzeitkommunikations-Aufgaben über vier Kanäle und einen mit Linux ausgestatteten ARM-Cortex-A9-Dualcore-Prozessor für Applikationen. Die Kunden können ihre Anwendungs-Software in diesen Prozessor laden; zuvor mussten sie die Host-CPU für die Applikation selbst stellen. Die gleiche Architektur nur mit zwei M4-Kernen hat unser „netX 90“. Dieser ist mit 10 mm x 10 mm auf Applikationen im Device optimiert und ist gerade in die Serienproduktion gegangen. Ein Netzwerk-Controller-ASIC mit zwei getrennten CPUs für Kommunikation und Applikation – das ist für uns Neuland und nur möglich, weil die Halbleiterstrukturen immer kompakter werden.
Inwieweit engagiert Ihr Unternehmen sich in puncto funktional sichere Kommunikation?
Wir konzentrieren uns auf Industrie 4.0 und IIoT, weil viele Unternehmen mit individuellen Lösungen sich zum Thema Safety eigenes Know-how erarbeitet haben. Um eine netX-Standard-Lösung dafür zu entwickeln, müssten wir viel Zeit und Geld vor allem für die mühsamen und langwierigen Zertifizierungsprozesse investieren.
Cyber-Security ist im IIoT ein kritisches Thema. Wie stellt das Unternehmen in seiner Kommunikationslösung vom Sensor bis zur Cloud die Cyber-Security sicher?
Die Grundlage für unsere Cyber-Security-Maßnahmen ist die IEC-Norm 62443 mit Regelungen zu Secure Boot und Kommunikation nach außen per HTTPS-Protokoll. Unser Edge-Gateway befindet sich derzeit beim TÜV in der Cyber-Security-Prüfung, um ein Zertifikat zu bekommen, dass es nach dem heutigen Stand der Technik sicher ist und welchem Cyber-Security-Niveau es entspricht.
Plant Ihr Unternehmen, eigene Cloud- und Datenanalyse-Dienstleistungen anzubieten?
Nein, wir beabsichtigen nicht, in das Geschäft mit Daten- und Cloud-Services einzusteigen. Geplant ist ein Edge-Portal, mit dem wir unsere Geräte in einem beliebigen Netzwerk identifizieren, warten und analysieren können. Auch die Netzwerk-Analyse wollen wir als Funktion in das Edge-Portal bringen. Wir haben aber nicht die Datenanalyse-Kompetenz, um eine wettbewerbsfähige Cloud mit entsprechenden Dienstleistungen anbieten zu können. Letztlich sorgen unsere Lösungen für den Transport der Daten und die Kunden für die Applikation.
Mit unserem Geschäftsmodell als Technologielieferant und Design-Partner sind wir erfolgreich. Mehr als 50 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir mit kundenspezifischen Lösungen.
Inwieweit eignen sich die Edge-Gateways Ihres Unternehmens für das Industrie-4.0-/IIoT-Retrofit vorhandener Maschinen und Anlagen?
Sehr gut. Erstens bieten sie genügend Rechenleistung und Speicherplatz und zweitens übertragen sie Sensordaten an der SPS vorbei direkt in die Cloud. Sie lassen sich also ohne größere Probleme nachträglich in Maschinen und Anlagen integrieren.
In Sachen Industrie-4.0-/IIoT-Retrofit sind wir im Förderprojekt „Pro Data“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aktiv. Es geht dabei um die Nachrüstung von Produktionsanlagen mit unseren Edge-Gateways und mit Sensoren für Schwingungen, Feuchtigkeit, Temperatur oder Druck. Die Edge-Gateways hängen dann im Netzwerk und können die Sensoren direkt ansprechen.
Sind Sie in weiteren Förderprojekten des Bundesforschungsministeriums vertreten?
Das zweite BMBF-Förderprojekt, an dem wir beteiligt sind, heißt „Flexipro“ und dreht sich um Flexibilität und Sicherheit für Produktionsanlagen der Zukunft. Es geht dabei auch um Industrial-Ethernet-Kommunikationssysteme auf TSN-Basis und mit Gigabit-Datenübertragung. Momentan sind die netX-Controller für 100 Mbit/s ausgelegt, aber eine TSN-fähige Version mit OPC UA und 1 Gbit/s sowie entsprechender Rechenleistung ist in Vorbereitung.
Darüber hinaus sind wir in vier TSN-Testbeds mit eigenen Produkten vertreten, momentan mit 100 Mbit/s, bald mit 1 Gbit/s.
Inwieweit hat sich die Kommunikationslösung für Industrie 4.0 vom Sensor bis zur Cloud auf das Umsatzwachstum Ihres Unternehmens ausgewirkt?
Mit ihr hat es sich eindeutig beschleunigt. Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir ein Umsatzwachstum von 26 Prozent erzielt, für das laufende Jahr rechnen wir ebenfalls mit einem Plus von über 20 Prozent. Momentan beschäftigen wir weltweit gut 300 Mitarbeiter.