Von der Rohstofffront her sei auch keine positive Auswirkung auf die Relaispreise zu erwarten, weil die Kosten für die Rohmaterialien »relativ stabil« seien. Ob der taiwanische Relaishersteller wegen der durchgeführten Preissteigerungen längerfristig kleinere und mittelgroße Kunden verliere, sei momentan noch nicht absehbar. Beim Geschäft mit Großkunden sei hingegen vor Vorteil, dass dieses längerfristig angelegt ist. Nachfrageseitig gebe es derzeit keinen Grund zur Klage, »ist doch die Situation in den letzten Wochen besser als zu Beginn des Jahres«, ist Braun zufrieden, zumal sie auch von einem »guten zweiten Halbjahr« ausgeht. Bezüglich der Produktsegmente ist historisch bedingt der Umsatz mit Relais für Weiße Ware nach wie vor am größten, aber Song Chuan setze »konsequent auf den kompletten Bereich erneuerbarer Energien inklusive E-Mobility und Batteriespeicherung, denn hier sehen wir einen Wachstumsmarkt«.
Im Unterschied zu den europäischen Niederlassungen der asiatischen Hersteller, deren Relais in Asien und hier großteils in China produziert werden, konnte Finder laut Dirk Rauscher, Leitung Vertrieb Deutschland bei Finder, »als europäisches Unternehmen bislang die Preise stabil halten«. Ermöglicht wurde dies »aufgrund langfristiger Verträge und großer Materialbevorratung, mittelfristig werden wir aber eine moderate Preiserhöhung durchführen müssen«. Bei den Rohstoffen haben sich die Währungsschwankungen auch deshalb nicht so stark ausgewirkt, weil man die wichtigsten Rohmaterialien auf der Basis langfristiger Laufzeiten im europäischen Raum einkauft. Die hohe Preisstabilität hat aber nicht zur Nachfragesteigerung geführt, sie liegt unter den Erwartungen, weshalb Rauscher nun angesichts steigender Auftragszahlen auf eine »Belebung des Marktes im zweiten Halbjahr 2015« setzt. Im Gesamtergebnis soll dann im Vergleich mit dem Vorjahr eine Umsatzsteigerung im einstelligen Prozentbereich resultieren. Ein Garant dafür ist die starke Nachfrage von Produkten für hohe Schaltleistungen, zudem habe man ein kräftiges Standbein in den Bereichen erneuerbare Energien und Elektromobilität.
Hans Grobben, Director Marketing and Sales bei Fujitsu Components Europe, äußert sich in puncto Preiserhöhungen zurückhaltend: »Wir erwarten, dass der Eurokurs sowie der Anstieg des Marktbedarfs in Europa ihren Einfluss auf die Preise zur Folge haben werden.« Nur geringen Einfluss auf die Preisbildung hatten bis dato die Entwicklungen der Rohstoffpreise. Erfreulicherweise habe sich die Nachfrage in der letzten Zeit marktweit »wesentlich erhöht, und dieser Trend wird sich im zweiten Halbjahr fortsetzen«. Die stärkste Nachfrage verzeichnet Fujitsu momentan bei industriellen Relais-Typen, zudem sind Relais für die Elektromobilität und im allgemeinen Relais für die Entwicklung der Gleichstromanwendungen »für uns ein Schwerpunkt«.
Regionale Durchhänger oder gar Einbrüche bei der Nachfrage von E-Mechnaik-Bausteinen waren in Europa jüngst nicht zu verzeichen, ganz im Gegenteil ist die Nachfrage gestiegen. Als Grund nennt Andries de Bruin, Senior European Product Marketing Manager bei Omron Electronic Components, »den gut dokumentierten Trend der Rückkehr der Fertigung in den europäischen Raum, der durch den schwachen Euro und Lohnsenkungen vor allem in Südeuropa beschleunigt wurde.« So hatten laut einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers Ende 2014 bei 384 Unternehmen der Eurozone außerhalb des Finanzsektors fast 60 Prozent im vorangegangenen Jahr Teile ihres Betriebs - vor allem die Produktion - wieder zurückgeholt.
Omron profitiere derzeit von einer »Doppelspitze« im Markt für elektromechanische Bauelemente: Einerseits liefen Kernprodukte für traditionelle Anwendungen in den Bereichen Automotive, Industrie, Weiße Ware und Kommunikation »weiterhin gut«. Andererseits werden Bauelemente einer neuen Klasse wichtig für aufstrebende Märkte, in denen die Energieeffizienz in Form von Smart-Metering, die Nutzung erneuerbarer Energien und hybride Fahrzeuge im Mittelpunkt stehen. Und hier punkteten elektromechanische Komponenten, »weil sie ein System oder Subsystem von seiner Stromversorgung oder einer Signalquelle vollständig abtrennen können«. In Niederspannungs-Stromkreisen kann so kein niedriges elektrisches Rauschen mehr auftreten. In Stromversorgungssystemen macht dies die Technologie inhärent energieeffizient und auch inhärent sicher. Traditionelle Märkte wie der für Weiße Ware wandeln sich und fokussieren immer mehr auf den Energieverbrauch. Neue Anwendungen wie Smartmeter und Solarpanels erfordern aus Sicherheitsgründen, zur Verwaltung und Wartung eine vollständige Abschaltung. »Folglich wird die Nachfrage nach elektromechanischen Bauelementen weiterhin steigen«, prognostiziert de Bruin.