„Made in Germany“ floriert

Industrie 4.0 holt Handyfertigung zurück nach Deutschland

2. Juli 2018, 15:30 Uhr | Karin Zühlke
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Supply Chain 4.0

Dieser neue Ansatz bei der Produktion von sensiblen Elektronikkomponenten entlastet Mitarbeiter von diffizilen, sich ständig wiederholenden Routineaufgaben, reduziert das Risiko potenzieller Fehler und erhöht die Produktionsleistung«, fasst Vera Schneevoigt, Senior VP für Product Supply Operations von Fujitsu EMEIA, zusammen.

Fujitsu und Kuka planen, weitere Funktionen wie etwa die Datenanalyse einzubinden, um das Potenzial der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter in Bereichen wie der vorausschauenden Wartung und Qualitätskontrolle sowie neue Möglichkeiten für nutzungsbasierte Abrechnungsmodelle zu erforschen. Für Fujitsu in Augsburg könnte die Industrie 4.0 einen entscheidenden Beitrag zur Standortsicherung leisten. Das Werk gilt als Vorzeigefabrik und ist eines der modernsten IT-Werke weltweit, das auch innerhalb des Fujitsu-Konzerns einen gewissen Sonderstatus genießt. Vom Stellenabbau, den Fujitsu bis 2019 in der DACH-Region angekündigt hat, soll das Werk demnach nicht betroffen sein, auch das Joint Venture von Fujitsu mit Lenovo in der PC-Sparte soll sich laut Schneevoigt nicht auf den Augsburger Standort auswirken.

Geld sparen mit der Supply-Chain 4.0

Die Vorteile der Industrie 4.0 lassen sich auch auf die Lieferkette 4.0 übertragen, wie das Beispiel von Lancom zeigt. Das Telko-Unternehmen setzt bei seinen VPN-Routern erfolgreich auf „Made in Germany“, wie Regine Reimann, Director Procurement and Logistics von Lancom, bestätigt. »Unsere VPN-Router werden von unseren Kunden insbesondere wegen ihrer Zukunftsfähigkeit und Zuverlässigkeit geschätzt. Zu dieser positiven Wahrnehmung trägt das Design und die Fertigung in Deutschland einen erheblichen Anteil bei. „Made in Germany“ ist wesentlicher Bestandteil unseres Qualitätsversprechens, das wir, Lancom, Kunden geben. Es steht aber auch genauso für unsere Markenwerte Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit.«

Gefertigt werden die Router u.a. beim Auftragsfertiger BMK in Augsburg. Tobias Stache, Vertriebsteamleiter von BMK, erklärt die Vorteile der Lieferkette 4.0: »Die Bedarfszahlen von Lancom werden leicht schwankend an die prognostizierten Projektbedarfe angepasst und über einen 6-Monats-Forecast gesteuert. Auf dieser Basis kann BMK den Materialfluss und die Fertigungsplanung entsprechend ausrichten. Die eigentliche Bedarfsmenge für den Monat der Auslieferung wird kurzfristig von Lancom bestellt. Bestelltoleranzen können wir über einen Pufferbestand an Bauteilen ausgleichen. Somit wird das Lagerrisiko auf beiden Seiten absolut minimiert.«

Dass sich die atmende Supply-Chain in Kombination mit Made in Germany auszahlen kann, demonstriert auch AVM, Erfinder der Fritz!Box. Der populäre WLAN-Router wird von Rafi als Auftragsfertigung produziert, getestet, verpackt und direkt an den Fachhändler geliefert. Abgesehen von wenigen Komponenten erfolgt der gesamte Fertigungsprozess im oberschwäbischen Berg. Wie viel Geld man mit einer agilen Supply-Chain 4.0 sparen kann, wird oft noch unterschätzt, kann aber für den Geschäftserfolg – und damit für eine erfolgreiche Fertigung in Deutschland – wesentlich sein.


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