Schwerwiegender ist der Faktor Schnelligkeit von Politik und Verbänden. Anfang März 2015 im Hasso-Plattner-Institut in Potsdam: Diskutiert wird über einen fehlenden Industrie-4.0-Standard aus Deutschland. Plötzlich sagt Heinrich Munz von Kuka Roboters und Mitglied der Verbände-»Plattform Industrie 4.0«: »Wir haben diesen Standard intern definiert. Aber wir dürfen dazu nichts sagen. Das Verbandsrecht in Deutschland verbietet es, dass Empfehlungen abgegeben werden.«
Staunen und Raunen im Saal. Ein deutscher Standard, der nicht kommuniziert werden darf. Und das im Land der DIN-Normen und VDMA-Einheitsblätter. Immerhin, die Politik hat gehandelt: Die Verbände-»Plattform Industrie 4.0« kam im Juli unter die Federführung der beiden Bundesministerien für Wirtschaft und Forschung. Nun soll alles besser werden. Auch mit Hilfe von EU-Digitalisierungskommissar Günther Oettinger. An ihren Taten können wir sie messen.
Fakt bleibt: Während wir uns organisieren, wird in den USA gehandelt. Das »Industrial Internet« hat in Nordamerika längst alle Branchen erfasst. Zudem wirft das »Industrial Internet Consortium« (IIC), gegründet von General Electric, Cisco und anderen, gerade seine Netze in Deutschland aus.
Was die US-Amerikaner uns tatsächlich voraus haben, sind drive and determination – Elan und Entschlossenheit. Mentale Stärken also. Diese benötigen wir dringend auch im digitalen Europa. Hiesige Unternehmer sind gut beraten, wenn sie selbst aktiv werden und nicht darauf warten, bis konkrete Empfehlungen aus Berlin, Brüssel oder von Verbänden vorliegen. Getrennt marschieren, vereint schlagen.