MES mit smarter Datenanalyse

Automatische Fehlerursachenanalyse in der SMT-Fertigung

20. April 2017, 14:00 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wir haben die Schnittstellen

Um wie viel Prozent wird dadurch der OEE gesteigert?

Wilson: Das wissen wir noch nicht genau und hängt auch davon ab, in welchem Stadium der Fertigungsautomation sich ein Produktionsunternehmen befindet. Sicher sind die erzielbaren Effekte in kleinen und mittelständischen Unternehmen mit einem noch geringen Digitalisierungsgrad höher als in einer hochautomatisierten Elektronik- oder Halbleiter-Fabrik. Gerade für KMU können die smarten Lösungsansätze aber deutliche, im zweistelligen Bereich liegende Effektivitätssteigerungen bedeuten. Und das muss unser Ziel sein: mit den gleichen Ressourcen mehr Ausbringung für die Anwender zu erreichen. Aber es profitiert nicht nur die Produktionseffektivität von dem System, auch der OEE wird sich dadurch kontinuierlich steigern, denn wenn die Parametrisierung einer Produktionslinie von einem Algorithmus durchgeführt wird, ist die Aussteuerung umso genauer, weil Fehler und Ursache in direkte Korrelation zueinander gesetzt werden kann.

DUALIS
Heike Wilson, Dualis:»Der Kern unseres Geschäfts sind seit 30 Jahren die Entwicklung von Algorithmen zur Optimierung von Produktionsprozessen. Entscheidungen des Menschen werden sozusagen in ein System gepackt und finden sich wieder in unserem Kernprodukt, dem APS.«
© DUALIS

Sie haben Fuji als Early-Adopter-Partner erwähnt. Ist das System grundsätzlich Maschinenhersteller-unabhängig?

Meuser: Ja, Fuji ist Partner der Smart Electronic Factory – unseres Vereins, in dessen Rahmen wir das Projekt in der Testphase eingeführt haben. Aber grundsätzlich ist das System herstellerunabhängig. Fuji ist hier sehr offen, und wir pflegen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Aber wir haben die Schnittstellen zu den wichtigsten Anlagenherstellern sowieso stets auf dem neuesten Stand vorliegen.

Für unsere Leser, die die SEF noch nicht kennen – was steckt hinter dem Smart Electronic Factory e.V.?

Meuser: Der SEF Smart Electronic Factory betreibt eine Industrie-4.0-Forschungs- und -Entwicklungsplattform in einer realen Elektronikfabrik. Der Verein entwickelt und testet in einer Elektronikfabrik unter realen Produktionsbedingungen Industrie-4.0-Szenarien für den Mittelstand. Neben namhaften Unternehmen beteiligen sich auch universitäre Forschungseinrichtungen wie die Technische Hochschule Mittelhessen an der Industrie-4.0-Initiative. Unsere jüngsten Mitglieder sind die Westsächsische Hochschule Zwickau, der Antriebs- und Automatisierungs-Spezialist Lenze SE, Ascom und iSAX. Die WHZ wird durch die Professur Wirtschaftsinformatik von Prof. Dr. Christoph Laroque aus der Fakultät Wirtschaftswissenschaft vertreten und bringt sich aktiv in verschiedene Projekte der Initiative ein, unter anderem zur Datenanalyse und zum Aufbau eines digitalen Zwillings der Elektronikfabrik.

Wie werden die beiden Unternehmen – Mutter iTAC und Tochter Dualis – künftig zusammenarbeiten?

Wilson: Der Dualis-Standort in Dresden mit allen Mitarbeitern, inklusive Management, bleibt erhalten. Die Marken laufen getrennt weiter. Unser APS als zentrale Optimierungskomponente bleibt der Hauptfokus neben der Fabrik- und Anlagensimulation. Wir konzen-trieren uns auf KMU und sind damit eine ideale Ergänzung zu itac, deren Kunden eher große Unternehmen sind.

Was bringt die Übernahme für iTAC?

Meuser: Wir treiben gemeinsam mit dem Mutterkonzern Dürr die Digitalisierung von Produktionsprozessen in der Industrie voran. Unsere Mutter Dürr AG hat 2015 das Projekt “digital@Dürr“ aufgelegt. Im Rahmen der Strategie digital@Dürr werden smarte Lösungen für die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der industriellen Produktion entwickelt. Hierzu zählen auch das MES der Dürr Systems AG und die iTAC.IoT.Suite, die auf dem MES von iTAC und auf EcoEMOS von Dürr basiert und jetzt auch um das Feinplanungstool von Dualis angereichert wird. Mit Dualis haben wir nun zusätzliche Expertise im Haus und können unser MES-Portfolio auch dem KMU zugänglich machen – einer Kundenzielgruppe, in der Dualis vorrangig tätig ist.

Was ist der Unterschied zwischen der iTAC.IoT.Suite und der iTAC.IoT.Platform?

Meuser: Die iTAC.IoT.Suite ist das um eine Smart-Data-Analytics-Plattform ergänzte MES-Nachfolgeprodukt von EcoEMOS der Dürr Systems AG. Sie basiert auf dem Lösungsportfolio und der Technologie der iTAC.MES.Suite aus dem Hause iTAC.
Die neue iTAC.IoT.Platform ist eine Indus-trie-4.0-Plattform für kleine mittelständische Unternehmen, die auf den führenden IoT-Plattformen wie Microsoft Azure, Amazon Web Service und IBM Bluemix aufsetzt. Sie ermöglicht eine Kombination der Services dieser IoT-Plattformen mit den von iTAC angebotenen Funktionalitäten wie MES, APS, Predictive Maintenance, Analytics und Advanced Intelligence. Die Softwareanwendungen (SaaS), die auf der iTAC.IoT.Platform angeboten werden, sind aus dem iTAC-MES und Dualis-APS abgeleitet und als Docker Container gekapselt. Somit kann auch ein kleiner mittelständischer Produktionsbetrieb die IoT-Plattform und die Dienste der iTAC.IoT.Platform je nach Anwendungsfall frei wählen und ohne eigene hausinterne IT-Infrastruktur nutzen.

Wilson: Besonders für mittelständische Produktionsbetriebe ist es existenziell, den Paradigmenwechsel Industrie 4.0 vollziehen zu können, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die iTAC.IoT.Platform ermöglicht es, ohne den Aufbau entsprechender Infrastruktur eine umfassende MES- und APS-Lösung sowie weitere Funktionalitäten bedarfsgerecht und kostensparend einsetzen zu können.

iTAC-Systeme sind bereits sehr erfolgreich in großen Konzernen integriert. Wie kann auch das KMU – die Betonung liegt hier wohl eher auf dem „K“ – also Kleinunternehmen – von Ihrer Lösung profitieren?

Meuser: Ein mittelständischer Fertigungsbetrieb kann meines Erachtens in Zukunft nur bestehen, wenn er Dienste einer Public-Cloud-I4.0-Plattform anmieten kann und seine Prozesse auf diese Plattform adaptiert. Die Qualitätsanforderungen werden immer höher. Für ein 20- bis 30-Mann-Unternehmen sind die Anforderungen finanziell kaum mehr zu bewerkstelligen. Elektronische Bauteile im KFZ beispielsweise müssen bis kurz vor der Auslieferung noch änderbar sein. Heute sind das drei Monate, in wenigen Jahren schon könnten das wenige Tage sein. Wie will das ein Unternehmen ohne IT-Infrastruktur, wie sie in Konzernen vorliegt, bewerkstelligen? Diesen Mittelständlern muss man die Möglichkeit bieten, die erforderlichen Services aus der Cloud zu beziehen.

Umgekehrt gefragt: Warum sind KMU als Kundengruppe für iTAC interessant?

Meuser: Das ist natürlich eine Herausforderung und muss über die Masse rentabel werden, denn es ist ein Unterschied, ob ich ein Lizenzmodell habe oder ein Subscription- oder Pay-per-Use-Modell. Allerdings werden wir diese Herausforderung mit der Erfahrung unserer Tochter Dualis, die seit Jahrzehnten erfolgreich im Mittelstandssegment tätig ist, meistern. Außerdem bietet uns der Vertrieb unserer MES- und APS-Lösungen über die großen IoT-Plattformen wie MS Azure, AWS, IBM Bluemix usw. ganz andere Skalierungseffekte, als dies bei althergebrachten lokalen Shop-floor-nahen IT-Anwendungen der Fall ist.


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