Dr.-Ing. Caroline Schultealbert arbeitet im Produktmanagement IAQ beim Spezialisten für Gassensorik 3S GmbH.
"Mein Werdegang? Sehr gradlinig! Ich habe mein Abitur gemacht, bin studieren gegangen. Der Studiengang hieß Mikrotechnologie und Nanostrukturen. Schon im dritten Semester habe ich als HiWi an dem Lehrstuhl angefangen, an dem ich später Bachelor- und Masterarbeit geschrieben habe und dann direkt zur Promotion geblieben bin.
Das Thema dort war und ist Gassensorik – also z.B. die Messung von Schadstoffen in der Innenraumluft von Büros und Wohnungen. Mein jetziger Arbeitgeber 3S GmbH wurde vor 15 Jahren aus eben diesem Lehrstuhl heraus gegründet. Man mag das als einen eher langweiligen Werdegang bezeichnen – der Vorteil ist: ich bin schon sehr lange in meinem Themengebiet drin und konnte somit die Phase des „Berufseinsteigers“ quasi überspringen.
Mein Studiengang ist ein Klimaretter-Studium, weil kleine Dinge einfach zwangsläufig weniger Material und Energie verbrauchen als große. Spaß beiseite: es gibt heutzutage kein technisches Fachgebiet mehr, bei dem die Ressourceneffizienz kein Thema ist. All unsere Bemühungen müssen das mit einbeziehen.
Die Gassensorsysteme, die wir bei 3S entwickeln, haben an allen Ecken und Enden Anknüpfungspunkte zu klimarelevanten Themen: von der bedarfsgerechten Lüftung in Gebäuden durch direkte Steuerung anhand der gemessenen Luftqualität über die Geruchsprüfung an Recycling-Kunststoffen damit eine echte Kreislaufwirtschaft möglich wird (aktuell schafft es kaum ein gelber Sack wieder zu einer qualitativ hochwertigen Nutzung) bis hin zur Detektion von Wasserstoffleckagen, denn auch ein nachhaltig erzeugter Rohstoff ist wertvoll und sollte nicht verschwendet werden.
Mir damals gar nicht genau klar war, was das eigentlich für ein Studienfach ist. Aus der Schule kannte ich nur Physikunterricht und die genauen Unterschiede zwischen Ingenieurwissenschaften, Physik und Materialwissenschaften und all den zugehörigen Fächern kannte ich nicht. In der Rückschau muss ich sagen: die Wahl war gut!
Mein Job und ich – wie haben wir uns gefunden? Ich kannte das Unternehmen bereits sehr gut. Es ist ja vor 15 Jahren aus dem Lehrstuhl heraus gegründet worden und selbstverständlich gab und gibt es fast durchgehend gemeinsame Forschungsprojekte. Einige meiner ehemaligen Kollegen am Lehrstuhl für Messtechnik sind nun auch wieder meine Arbeitskollegen.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei mir aus? Es kommt drauf an! Die Tage können sehr unterschiedlich sein. Manchmal brüte ich über Bergen von Sensordaten und versuche die beste Auswertealgorithmik zu finden, manchmal verbringe ich den ganzen Tag in Kundentelefonaten oder noch besser (aber während Corona deutlich seltener) vor Ort bei Kunden.
Da unsere Systeme neben Sensorik auch noch Elektronik und Software brauchen, ist die Arbeit außerdem unglaublich interdisziplinär. Niemand kann alles an so einem System und so sind auch Zusammenarbeit und Austausch unter Kolleg:innen ganz alltäglich.
Worklife-Balance: Wir haben eine vereinbarte Kernarbeitszeit, Home Office ist möglich und Reisen kommen vor, aber nicht jeden zweiten Tag. Passt also!
Frauen einen Rat zu geben, finde ich pauschal sehr schwierig. Insbesondere, wenn man Familie möchte, fürchte ich, ist der beste Rat: Augen auf bei der Partnerwahl! Es ist alles andere als unromantisch, über die Arbeitsteilung im Haushalt und die eigene Vorstellung über das Leben mit Familie zu sprechen. Eingefahrene Muster lassen sich nur schwer wieder durchbrechen, deshalb lasst sie besser gar nicht erst aufkommen.
Der große und leider häufig verdrängte Baustein auf dem Weg zu einer (geschlechter-)gerechteren Arbeitswelt betrifft beide Partner:innen: Unsere Gesellschaft fordert, dass auch Frauen in gutbezahlte MINT-Berufe gehen und mit Kindern weiterhin in Vollzeit arbeiten können. Glauben Sie, das funktioniert, wenn das zweite Elternteil sich nach zwei „Vätermonaten“ wieder der Arbeit widmet, im Haushalt „hilft“ und Vollzeit 40 h pro Woche meint? Mehr Kindergärten lösen dieses Problem nicht.