In ihrem Editorial empfand ich es als schade, dass einem Juristen und SPD-Parteigänger, der Herr Kurth schließlich ist, eine stärkere Position eingeräumt wird als den vielen Technikern, die sich wegen der gesellschaftlichen Brisanz motiviert fühlen, Ihnen Beiträge zu übersenden.
Was gefragt ist, sind Ideen und nicht politische Denkstrukturen oder die von Ihnen geforderten konkreten Zahlen, die nicht einmal die Energieriesen liefern. Unsere gegenwärtige Politik zieht sich aus der Zuständigkeit zurück und überträgt die Verantwortung für die Stromversorgung den großen Konzernen.
Diese versuchen ihre Macht zu festigten und setzen auf große Windernergieparks. Bei dieser Wahl ist es keine Frage, dass die dort erzeugte Energie erst zum Verbraucher transportiert werden muss. Diese Aufgabe können die Energieriesen aber alleine stemmen. In Deutschland zahlen Industrie und Haushalte Milliarden Euro zu viel für den Strom. Verivox beanstandete dies nach meiner Erinnerung bereits im Herbst 2008. Im Sommer 2009 beanstandete die Monopolkommission, dass die Strompreise trotz fallender Bezugspreise an der Leipziger Börse für die Verbraucher weiter steigen. Die Meldung aus dem Jahr 2010 legt dar, dass alleine die privaten Haushalte in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Euro zu viel an Strom bezahlten. Das muss so nicht weitergehen. Auch ein Ausbau der Stromtrassen würde nur Schritt für Schritt erfolgen und immer nur Teilsummen der bisher genannten Gesamtsumme von 15 Milliarden benötigen. Nicht umsonst klappert die EU mit der Blechtrommel und spricht davon, Erzeugung und Verteilung nicht in einer Hand zu belassen. Nur: die EU ist stark, wenn es darum geht, Strafzettel auch in anderen EU-Staaten einzutreiben, aber ein Papiertiger, wenn es um sinnvolle Regelungen zugunsten von Industrie und privatem Verbrauch geht. Die selbstbewusste Frau sucht eine Lampe nach dem Design aus und nicht nach dem Stromverbrauch. Was nützt da der intelligente Zähler, den sie nur als lästige Bevormundung empfindet und innerlich verdrängt? Wenn endlich einmal leistungsfähige LED-Lampen zur Verfügung stehen, wird sich dieses Problem auch ohne mahnenden Zeigefinger lösen.
Aber zurück zur Macht der Energieriesen. Diese haben Angst vor der weiteren Dezentralisierung und dem Verlust der Marktanteile. Was würden die Vier wohl sagen, wenn jede Gemeinde die Aufgabe erhielte, mindestens 10 Prozent des örtlichen Energiebedarfs aus regenerativen Energien zu decken und auch die Möglichkeit hätte, produzierten Strom einzuspeisen? Anstatt Subventionen für Atomkraftwerke oder Atomforschung zu verwenden könnte solch ein Vorhaben chancengleich subventioniert werden. Größere Städte könnten ganze Viertel mit Erdwärme versorgen. Waschmaschinen und Geschirrspüler könnten vorzugsweise tagsüber laufen, weil dann durch Photovoltaik mehr Strom dezentral zur Verfügung steht. Das warme Wasser hierfür würde durch Kollektoren erzeugt und durch Beimengung von Kaltwasser temperiert werden. Der Nachheizbedarf wäre minimal.
In Deutschland wird noch vehement argumentiert, es fehle an der Möglichkeit, den tagsüber erzeugten Strom für die Nacht zu speichern. Nordische Länder gehen leichtere Wege und versuchen die Energie als Wärme oder Druck zu speichern und erfahren, dass sich ein Wirkungsgrad von nur 60 Prozent gegenüber dem schlechten Wirkungsgrad der elektrischen Energie gut rechnet. Grundsätzlich sollte der Gedanke zur Energiespeicherung wegkommen vom Strom und hingehen zu diesen leichter speicherbaren Energieformen. Die Aufgabe wird sein, diese Energieformen so zu nutzen, dass auch der geforderte Zweck erfüllt wird. Der ehemalige Wirtschaftsminister Glos wollte dereinst Kühlschränke subventionieren, um die hierfür verbrauchte Energie landesweit drastisch zu senken. Die Intention hierfür kam aber lediglich aus der Diskussion um eine Senkung des CO2-Ausstoßes. Eine Energiewende heutiger Prägung war damals noch nicht in Sicht. Vielleicht werden Kühlschränke bald mit Wärme gekühlt?
Was sollte uns daran hindern, auf Photovoltaikprojekte in Spanien oder Bulgarien zu setzen, wo die Sonne länger zur Verfügung scheint? So wie es bisher möglich war, Strom aus Skandinavien oder Frankreich zu beziehen, ist es möglich, PV-Strom europaweit zu produzieren und zu verbrauchen. Es geht nicht darum 100 Prozent des Bedarfs aus diesen Ländern zu beziehen, sondern es geht um jenes Maß, das technisch möglich ist, um bevorzugt regenerative Quellen zu nutzen. Und wenn es sein muss gehen wir ganzjährig auf Sommerzeit.
Kurzum: Für regenerative Energien sind viele Möglichkeiten offen und unterstützenswert. Es mutet daher falsch an, diese in einem Rundumschlag als wenig berücksichtigungsfähig abzuwerten. Aber an Stelle von Reglementierung zugunsten der Zählerlobby wäre Unterstützung zur Entwicklung der neuen Technik vonnöten.
Absender ist der Redaktion bekannt