Auf unsere Hausdächer schickt uns die Sonne etwa das 4,3-Fache unseres kompletten Primärenergiebedarfs. Nutzt man davon nur 15 Prozent, lässt sich unser Energiebedarf zu fast 65 Prozent rein elektrisch decken. Wenn's wieder sonnig wird und man im Auto wieder zu schwitzen beginnt, wird man auch daran denken, Parkplätze und Straßen abzuschatten. Potenzial: nochmal etwa das 7,3-Fache unseres kompletten Primärenergiebedarfs. Damit könnten wir also mit 15 Prozent Wirkungsgrad - ohne auch nur einen Grashalm zu knicken - alleine schon unseren kompletten Energiebedarf rein elektrisch decken. Zusammen mit Hausdächern und Fassaden haben wir das Potenzial, unseren kompletten Primärenergiebedarf rein elektrisch 1,6-fach zu decken.
Dann haben wir noch unsere Gebäudeheizungen mit einer thermischen Leistung um 10 bis 20 kW. Mit einem geeigneten wirtschaftlichen Umfeld (http://www.astrail.de/astrohs.htm) könnte man davon ausgehen, dass nur noch stromproduzierende Heizkessel zum Einsatz kommen, die dann etwa 5 kW elektrisch abliefern könnten. 5 kW * 40 Mio. Haushalte macht eine elektrische Leistung von 200 GW, die jederzeit über einen entsprechend hohen Strompreis fein abgestimmt abrufbar ist. Zum Vergleich: Die Jahreshöchstlast 2006 lag bei 77,8 GW und ein Elektroherd hat eine Anschlussleistung um 10 kW. Das Leitungsnetz kann durch die dezentrale Stromgewinnung also sogar entlastet werden.
Von Windenergie war noch überhaupt nicht die Rede. Dazu kommt noch Biomasse in unterschiedlichsten Erscheinungsformen von Biogas über Stroh und Reisschalen bis Hackschnitzel. Damit sollten sich dunkle Flautezeiten bei auch noch fehlender Wasserkraft bestens überbrücken lassen. Ein Grund für den Bau teurer Speicherkraftwerke besteht somit wohl eher nicht. Die Nutzung künftiger Fahrakkus für den Netzbetrieb ist vor diesem Hintergrund eher als Spielerei einzustufen. Kann man machen. Muss man aber nicht.
Um eine dezentrale Energieversorgung hin zu kriegen, müssen wir unsere Potenziale also bei weitem nicht ausnutzen. Es bleibt noch genügend Luft für historische Altstädte und ähnlich sensible Landschaften. Es gibt damit auch keinen Grund für dicke und teure Backbones. In einem dezentral organisierten Netz liegen Quellen und Senken meist sehr nah beieinander. Hochspannung braucht man dann nur noch zum Ausgleich benachbarter Zellen oder zum Strom einsammeln für energieintensive Betriebe. Die eigentliche Musik wird jedoch im niedrigen Spannungsbereich gespielt.
Noch was: Wenn man sowohl als Stromkäufer wie auch -verkäufer auftreten kann - ist man dann an einem hohen oder einem niedrigen Strompreis interessiert? In dieser Lage ist man nämlich mit einem automatischen bidirektionalen Stromhandelssystem für alle.
Christoph Müller