Im Brandfall haftet der PV-Installateur

Was angeblich »kompatible« PV-Steckverbinder so gefährlich macht

3. Juni 2013, 11:41 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fremdverbindungen: Technische und rechtliche Probleme

Widerstandsanstieg und Temperaturerhöhung bei Paarung
Widerstandsanstieg und Temperaturerhöhung bei Paarung von drei Fremdfabrikaten mit dem PV-Steckverbinder MC4 von Multi-Contact. Untersucht wurden je 10 Steckverbinderpaare. Die Thermografieaufnahmen zeigen die auffälligsten Temperaturerhöhungen nach Alterung (thermische Zyklen und Damp Heat).
© Multi-Contact

Dr. Berginski hat so genannte »Fremdverbindungen« von Multi-Contact-PV-Steckverbindern mit Steckverbindern anderer Fabrikate untersucht und kommt zu ernüchternden Ergebnissen: Bei Fremdverbindungen lagen die Temperaturen der Steckverbinder in einer Reihe von Fällen deutlich über den zulässigen Werten. Auffällig war, dass der Durchgangswiderstand im Neuzustand beim Fremdverbau anfangs zwar niedrig war, aber im Laufe der Zeit teilweise sehr stark anstieg. Beim Verbau gleicher Steckerfamilien blieb der Durchgangswiderstand nahezu konstant. Die Einhaltung des IP-Schutzgrades wird bei Fremdverbau unter anderem durch die Steckertoleranzen erschwert; oft sitzen die Stecker zu locker. Die Folgen: Leistungsverluste, deutlich größere Erwärmung bis hin zur Brandgefahr, Verformung der Stecker mit Nichteinhalten von Wasser- oder Staubschutz gemäß IP-Klasse und somit die Gefahr eines elektrischen Schlages.

Dr. Berginski: »Fremdverbindungen sind in vielen PV-Anlagen zu finden. Das kann nicht nur zu technischen, sondern auch zu rechtlichen Problemen führen. Die Hersteller übernehmen im Fall einer Vermischung von Systemen entweder keinerlei Haftung oder diese ist bei einem massiven Auftreten von Problemen zeitversetzt nach wenigen Jahren nicht mehr viel wert. Durch Bruch, Verformungen und die dadurch ungeschützt offen liegenden stromführenden Teile kommt es im günstigsten Fall zu Ertragseinbußen der Anlagenbetreiber. Die extreme Folge kann aber sein, dass es mit fortwährender Zeit zum Schmelzen oder gar zum Brand dieser Steckverbinder kommt.«
Auch wenn Stecker augenscheinlich ineinander passen, können Zug- und Verdrehkräfte, Verschmutzung, gegenseitige Beeinflussung der Materialien (Gehäuse, Dichtungen, Steckerstifte (Toleranzen sind nicht bekannt) usw.) zu Folgen führen, die bei einer Prüfung beanstandet würden.

Illegale Kopien der MC3- und MC4-Steckverbinder, vorwiegend aus Asien, tauchen laut Berginski jedoch immer wieder auf. Rein äußerlich seien die minderwertigen Nachahmungen teilweise nur schwer vom Original zu unterscheiden. Bei einem Vergleich auf technischer Ebene treten bei den Plagiaten jedoch oft erhebliche qualitative Mängel zutage.

Oben auf der Hitliste: fehlende UV-Beständigkeit und hohe Übergangswiderstände. Zu hohe Übergangswiderstände können zur Überhitzung der Steckverbinder führen; es besteht Brandgefahr. Wo es nicht zum Totalausfall durch Brand kommt, verschlechtern diese Steckverbinder den Wirkungsgrad. Ein schleichendes Abnehmen des Stromertrags wird oft mit der Wetterlage »schön geredet«, in Wirklichkeit können aber auch die Steckverbinder die Ursache sein. Dringt zudem Wasser durch eine nicht dichte Steckverbindung ein, kann es infolge des Kapillareffekts in Richtung Modul wandern und dort Überschläge auslösen, die teure Folgeschäden verursachen. Stellt man diese Verluste den Einsparungen bei der Installation gegenüber, wird schnell klar, dass man zusätzlich zum Eingehen von leicht vermeidbaren Risiken eine schlechte Investition getätigt hat.

Multi-Contact empfiehlt daher aus Sicherheitsgründen, grundsätzlich keine Plagiate einzusetzen. Verbraucher, denen MC3- und MC4-Steckverbinder angeboten wurden und die unwissentlich illegale Kopien erhalten haben, hätten das Recht auf kostenlosen Austausch der Steckverbinder. Die Kosten muss der der Installateur oder Händler tragen, über den der Kunde die Plagiate bezogen hat.

Multi-Contact finden Sie auf der Intersolar Europe 2013 in Halle A4 am Stand 290.

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