Im Brandfall haftet der PV-Installateur

Was angeblich »kompatible« PV-Steckverbinder so gefährlich macht

3. Juni 2013, 11:41 Uhr | Corinne Schindlbeck

Sowohl der TÜV als auch UL raten von der Kombination von Steckverbindern unterschiedlicher Hersteller ab. Nur der Einsatz durchgängiger Steckverbindersysteme eines Herstellers stellt sicher, dass Zertifizierungen bestehen bleiben, darauf weist Multi-Contact hin. Werbewirksamen Versicherungen, Stecker seien »kompatibel« zu denen anderer Hersteller, sollten Installateure daher misstrauen.

Diesen Artikel anhören
MC-Steckverbinder mit Kontaktlamellen
Schnitt durch einen MC-Steckverbinder mit Kontaktlamellen
© Multi-Contact

»Jeder Brand ist ein Brand zu viel«, sagt Dr. Heribert Schmidt, Projektleiter am Fraunhofer ISE. Das Institut beschäftigt sich mit dem Brandrisiko von PV-Anlagen und berichtet, dass es an den derzeit 1,3 Millionen PV-Anlagen in Deutschland in den letzten 20 Jahren 350 Brände gab. In 120 Fällen war die Solaranlage Auslöser des Brandes. In 75 Fällen gab es größere Schäden, in 10 Fällen brannte das Gebäude ganz ab. Dr. Schmidt weiter: »Brände entstehen oft dann, wenn unerfahrene Installationstrupps im Akkord Anlagen installieren. Werden die PV-Steckverbinder mit der Kombizange statt mit Spezialwerkzeug angebracht oder nicht zertifizierte Steckverbinder-Systeme verwendet, dann ist die Schwachstelle vorprogrammiert. Hier dürfen Anlagenbetreiber nicht an der falschen Stelle sparen.«

Geraten Steckverbinder in Brand, haben sie sich meist zu stark erhitzt. Das könne passieren, wenn der PV-Installateur aus Kostengründen konfektionierte Steckerleitungen wählt, die laut Hersteller »kompatibel« oder »steckbar« zu den an den Modulen befindlichen Steckverbindern sind, sagt Sascha Schmidt, Produktmanager Photovoltaik bei der Multi-Contact Essen GmbH. »Die Ersparnis gegenüber den Originalkabeln betrug wenige Hundert Euro. Im Preiskampf der PV-Anbieter um das Projekt verschaffte sie dem Installateur die nötige Luft und bescherte ihm den Auftrag.«

Das Schweizer Unternehmen Multi-Contact ist einer der Pioniere auf dem Gebiet der PV-Steckverbindungen. Mit den Steckerserien MC3 und MC4 hat das Unternehmen ein weit verbreitetes System auf Basis einer speziellen Lamellentechnik etabliert. Die Kontaktlamellen-Bänder aus einer Kupferlegierung bestehen aus zahlreichen Lamellenstegen. Sie erlauben eine elektrische Kontaktierung über eine Vielzahl stromübertragender Berührungsflächen. Jeder Lamellensteg bildet eine unabhängige, federnde Strombrücke. Die vielen parallel angeordneten Lamellenstege vermindern den Übergangswiderstand und somit die Verlustleistung des Gesamtkontaktes erheblich. Zusätzlich wird auf diese Weise das Unterwandern von korrosivem Gas unterbunden, so dass die Verbindung langzeitstabil und dicht ist.

Doch wie andere große Anbieter ist auch Multi-Contact Opfer von Produktfälschungen, Imitaten und Nachahmungen. Plagiate sind so gemacht, dass der Kunden überzeugt davon ist, das Original vor sich zu haben. Die Fälscher übernehmen deshalb auch den Originalnamen oder das Originallogo. Gegen diese Unternehmen, die die Kunden bewusst täuschen, geht Multi-Contact rigoros vor.

Geringere rechtliche Handhabe haben die Hersteller hingeben bei den »Imitaten«, die dem Original unter Umständen sehr ähnlich sehen und gern als »kompatibel« angepriesen werden. Eine Haftung bei Verwendung solcher Fremdfabrikate schließt Multi-Contact jedoch kategorisch aus.

Dr. Michael Berginski leitet die globalen PV-Aktivitäten von Multi-Contact im Bereich Engineering und Produktmanagement. Sein Standpunkt zu dieser Frage ist eindeutig: »Die Firma Multi-Contact hat bis heute keinerlei Kompatibilität von Fremdprodukten zu unseren MC3- oder MC4- Steckverbindern bestätigt. Wir beabsichtigen auch nicht, das in Zukunft zu tun. Eine Kompatibilität von PV-Steckverbindern gibt es für uns nur innerhalb der gleichen Typenfamilie desselben Herstellers, bei aufeinander abgestimmten Prozessen, Materialien, Produktionshilfsstoffen, Änderungswesen etc.«

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. Was angeblich »kompatible« PV-Steckverbinder so gefährlich macht
  2. Fremdverbindungen: Technische und rechtliche Probleme

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Stecker, Steckverbinder

Weitere Artikel zu Energieerzeugung