Die Keynote des zweiten Tages gab Professor Jochen Kreusel von der ABB Management Services aus der Schweiz mit seinem Vortrag über erfolgreiche Automatisierungskonzepte für Verteilnetze. Während bisher die Spannungsregelung zwischen Übertragung, Regional- und Primärverteilung stattfand und die Sekundärverteilung für alle Lastfälle ausreichte, wird künftig die dezentrale Energieerzeugung mit hohen Spitzen und niedriger Auslastung dominieren. Für die Sekundärverteilung bedeutet dies, dass die Auslegung auf Spitzenlast unwirtschaftlich wird, Spannungsregelung in der Sekundärverteilung stattfinden muss und eine Überwachung und Regelung erforderlich wird.
Anhand mehrerer Beispiele zeigte Professor Kreusel, wie erfolgreiche Überwachung und Spannungsregelung im Verteilnetz aussehen kann. Neben dem EnBW ODR-Netz UW Nördlingen im Projekt RiesLing ging er auf das E-Energy-Projekt MeRegio ein. Für die Verteilnetze wird künftig die Überwachung und Steuerung ebenso notwendig wie bisher in den höheren Spannungsebenen. Während die funktionalen Anforderungen von den verfügbaren Lösungen derzeit erfüllt werden, müssend die weiteren Maßnahmen eine effiziente Handhabung bei einem grundsätzlich neuen Mengengerüst ermöglichen.
Im Anschluss demonstrierten Dr. Dong-Ho Lee und Dr. Hyun-Soo Kim den Stand des Smart Grid-Test Beds Jeju Island in Korea. Hier wird die koreanische Regierung in den nächsten Jahren die Integration von Smart Homes, Smart (Green) Transport, erneuerbaren Energien, Smart Power Grids und Smart Electricity Services in großem Stil realisieren. Wegen angeblicher Visaprobleme fehlte leider der avisierte Vertreter aus China, der den Status der Smart Grid Implementation in China schildern sollte.
Smart Meter bieten Stoff für Kontroversen
Nach anschließender Podiumsdiskussion verglich Dr. Royth von Han von der TÜV SÜD AG, Embedded Systems die Anforderungen an Smart Meter auf internationaler Ebene. Volkmar Berg von den Stadtwerken München schilderte die Vision und Probleme der Smart Grids und ihrer Marktfähigkeit aus der Sicht der Stadtwerke München. Nach den Vorträgen von Dr. von Hahn und Volkmar Berg entspannen sich kritische Diskussionen, die die Notwendigkeit von Smart Metern insgesamt in Frage stellten, da sie von den Kunden selbst nicht nachgefragt würden und für die Energieversorger nicht notwendig seien. Dass etwas in den Markt gedrückt wird, nur weil es technisch realisierbar ist, kann nicht die Lösung sein.
Zwischen den Vorträgen äußerten einzelne Teilnehmer ihre private Meinung zu den Antriebskräften, die hinter verschiedenen technologischen Entwicklungen stehen: Die große unbekannte Variable ist China. Befiehlt das chinesische Wohnungsbauministerium die Implementierung von Smart Grids oder Smart Metern, gibt es sofort hunderte Millionen von Kunden. Wer dann ein Produkt hat, ist auf der Gewinnerseite, alle anderen haben verloren. Das Nichterscheinen des chinesischen Referenten war insofern symptomatisch: In Sachen Smart Grids bleibt China die große Unbekannte.