Zum zweiten Mal trafen sich internationale Experten, um Stand und globale Perspektiven der Smart Grids in München zu referieren. Angeregte Diskussionen gab es um Weg, Ziel und Sinnhaftigkeit der gegenwärtigen Entwicklung.
Europäer und Asiaten dominierten das zweite smart.grids.forum des TÜV SÜD, das vom 21. bis zum 22. März in München stattfand. Im Mittelpunkt standen dabei die Standardisierungsbemühungen zur Netzsicherheit und für Übertragungsprotokolle, die Herausforderungen für die Netze durch Energiewende und Dienstleistungskonvergenz, internationale Smart-Grid-Vorhaben, Netzqualität, sowie Fortschritte und Fehlentwicklungen beim Netzumbau.
Zukunftsvision der »Smarten Städte«
Die Zukunftsvision der smarten vernetzten Welt entwarf Professor Richard Schomberg, Group Vice President bei der Electricite de France und Smart Grid Strategic Group Chairman der International Electrotechnical Commission. Während heute die Datenverarbeitungsstrukturen der Märkte, - etwa Elektrizität, Wasser, Gas, Transport, Notfallvorsorge etc.- in getrennten »Silos« stattfinden, heißt der Zukunftstrend Konvergenz. Die getrennten Datennetze werden von einem verschmolzenen Gesamtnetz abgelöst werden. Ziel müsse es sein, die »Kollision der Ökosysteme» zu überwinden, nicht nur zwischen Versorgungsnetzen, sondern auch zwischen Telekommunikation, Unterhaltungsmärkten und Heimautomation.
Von heute 6,3 Milliarden Dollar sieht Schomberg den globalen Markt für »Smarte Städte« 2020 auf 20 Milliarden Dollar anwachsen. Der Weg dahin führt über kompatible Daten, Protokolle und Equipment, deren Grundlage die derzeit internationalen Standardisierungsbemühungen sind.
»Standardisierung ist ein Schlüssel um die extremen Komplexitätsherausforderungen im Vorhinein zu lösen. Standards werden ihr Versprechen nur einlösen können, wenn für Konformität und zertifizierte Interoperabilität gesorgt ist«, so Schomberg.
Einen Überblick über aktuelle Fortschritte beim Standard für Übertragungsprotokolle zur Leittechnik IEC 61850 gaben Christoph Brunner von it4power aus der Schweiz sowie Maurizio Scavazzon, Global Product Manager Communication Protocol von der TÜV SÜD AG.
Holger Junker vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) berichtete von der Tätigkeit seiner Behörde und Bedrohungszenarien, mit denen sich Netzbetreiber aktuell auseinandersetzen müssen. Alexis Malchair von CISCO aus den USA referierte über die Security Architecture von Substations, die CISCO für die Energiewirtschaft bereithält. Dr. Thomas Störtkuhl von der TÜV SÜD AG Embedded Systems illustrierte die Bedeutung von Netz-Zonen in der IT-Sicherheit unter Berücksichtigung des Standards IEC 62443 und Dr. Stefan Beirer von GAI Netconsult aus Berlin zeigte die Sicherheitsanforderungen für die Smart Grid Leittechnik aufgrund der Norm ISO/IEC TR 27019. Der erste Tag schloss mit dem Eindruck, dass die Netzsicherheit ein extrem komplexes Thema ist, das die Marktteilnehmer, wenn auch nicht überfordern, so doch voll in Anspruch nehmen wird.