Grundsätzlich spielt der Preis für die Energie laut Oettinger eine entscheidende Rolle. Der Industriestandort dürfe nicht leiden, immerhin nimmt die Industrie 45 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms ab, Privathaushalte kommen auf 26 Prozent. Schon heute sei der Strompreis für viele Unternehmen ein größeres Standortproblem als die Arbeitskosten. Und der Strompreis ist heute zu 48 Prozent politisch getrieben, angefangen mit der Konzessionsgebühr (Oettinger: »moderne Wegelagerei!«), über KWK, EEG, Ökosteuer und Stromsteuer, bis zur Brennelementesteuer.
»Weniger Zubau erneuerbarer Energien = höhere Versorgungssicherheit«
Was ihm außerdem Sorgen bereitet, ist die Versorgungssicherheit. »Stromausfälle können wir uns nicht leisten«, erklärt Oettinger. Denn die Folgeschäden für die Industrie wären enorm. Besonders durch den Zubau der Photovoltaik sieht er die Versorgungssicherheit gefährdet. Wenn der PV-Anteil auf 8 Prozent steige, dann sei die Versorgungssicherheit gefährdet, »weil man Strom nicht speichern kann«. Sein Fazit: ein »besonnener Zubau erneuerbarer Energien« plus neue Kohle- und Gas-Kraftwerke. Heute erzeugen in Deutschland Kohlekraftwerke 45 Prozent der Energie. Und er ahnt, dass es künftig Proteste gegen Kohlekraftwerke geben wird.
Was die erneuerbaren Energien angeht, gibt er offenbar der Windkraft den Vorzug: »Wenn Windkraft in ganz Europa ausgebaut würde, wäre sie durchaus grundlastfähig.« Im Moment gelte aber folgende Gleichung: weniger Zubau erneuerbarer Energien ist gleich höhere Versorgungssicherheit.