Das Kabinett Mariano Rajoy plant weiter Kürzungen der Solarförderung, die die Rentabilität vieler Anlagen in Frage stellen.
Die Haushaltskrise in Spanien setzt der dortigen Einspeisevergütungspraxis jetzt einen Riegel vor. Investmentfonds und private Anleger aus dem In- und Ausland ließen sich vor Jahren durch Versprechen auf angebliche Festrenditen von 14 Prozent ködern und sorgten für einen Investitionsboom in spanische Solaranlagen. In der Folge explodierte die PV-Stromproduktion von 53 GWh 2007 auf 313 GWh 2010.
Von dieser Entwicklung überrascht und von der Finanzkrise gebeutelt, senkten sozialistische und konservative Kabinette mehrfach hektisch die Einspeisevergütungen und brachten damit viele kleine »Solarbauern« an den Rand des Ruins.
Jetzt sorgt ein Spanien-spezifisches Problem namens »Tarifdefizit« für eine neue Kürzungsrunde. Das »Tarifdefizit« entsteht, weil Spanien die Stromkosten künstlich festsetzt, damit Strompreissteigerungen nicht voll von den Stromkunden gezahlt werden müssen. »At the end oft the day« zahlt der spanische Steuerzahler die Differenz zwischen Strompreisgrenze und Stromherstellungskosten. Dieses »déficit tarifario« belastet den ohnehin fast insolventen spanischen Staat mit derzeit 28 Milliarden Euro jährlich, trotz bereits erfolgter Senkung und zeitlicher Befristung der Einspeisevergütung, Kopplung der Prämien an eine feste Sonnenstundenzahl und der Einführung einer Stromsteuer von 7,5 Prozent.
Jetzt wird die Einspeisevergütung ganz von den Strompreisen entkoppelt und sich nur noch an dem für die PV-Anlagen investierten Kapital orientieren, womit die Renditen von PV-Investoren weiter fallen werden. Renditen sollen prinzipiell weiter möglich sein, viele kleinere »Solarbauern« haben ihre Kredit-Kalkulation allerdings auf mittlerweile unrealistischen Spitzenrenditen aufgebaut und drohen insolvent zu werden. In- und ausländische Solarstrominvestoren haben Ministerpräsident Mariano Rajoy den juristischen Federhandschuh hingeworfen. Helfen soll neben den Gerichten auch die EU und EU-Energiekommissar Oettinger. Der hatte bereits in der Vergangenheit die abrupten Subventionskürzungen Spaniens kritisiert. Wenn Ministerpräsident Rajoy nicht sensibel steuert, platzt in Spanien nach der Immobilienblase bald auch die Solarblase.