TU Dresden

Forscher messen erstmals Sonnenenergie in Echtzeit

1. September 2014, 15:12 Uhr | Hagen Lang
Die Sphere aus rostfreiem Stahl nach Abnahme der Gerüste mit installierten PMTs.
© Istituto Nazionale di Fisica Nucleare Laboratori Nazionali del Gran Sasso

Zum ersten Mal ist es gelungen, Sonnenenergie im Moment ihrer Freisetzung zu messen. Ein internationales Forscherteam wies im sogenannten Borexino-Experiment bei der Verschmelzung von zwei Protonen, dem ersten Schritt der Kernreaktion, im Sonneninneren solare Neutrinos nach.

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Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams, an dem auch der Kernphysiker Prof. Kai Zuber von der TU Dresden beteiligt ist, wurden im Magazin Nature veröffentlich. Bislang wurde die Sonnenenergie anhand der Sonnenstrahlung, die für Licht und Wärme sorgt, gemessen. Diese Strahlungsenergie entstand jedoch bereits vor rund 10.000 Jahren im Sonneninneren. So lange dauert es, bis sie an die Oberfläche gelangt und dann abgestrahlt wird. Bei der Kernfusion entstehende Neutrinos benötigen dagegen gerade einmal acht Minuten, um von der Sonne bis zur Erde zu gelangen. Mit ihrem Nachweis im Borexino-Experiment ist es erstmals gelungen, die fundamentale Reaktion der Sonnenenergie quasi in Echtzeit zu messen.

Neutrinos haben eine extrem geringe Masse und werden, weil sie durch alles hindurchfliegen können, auch als »Geisterteilchen« bezeichnet. Die kosmische Strahlung und natürliche Radioaktivität machen ihren Nachweis sehr schwierig. Im Borexino-Detektor im Untergrundlabor im Gran Sasso Gebirge in den italienischen Abruzzen ist er gelungen.

Eine Untersuchung der an der Sonnenoberfläche gemessenen Strahlung zeigt, dass sich die Energiefreisetzung in den vergangenen 100.000 Jahren kaum verändert hat. »Selbst wenn wir die Sonne jetzt ausschalten würden, würde es etwa weitere 10.000 Jahre dauern, bis wir davon auf der Erde etwas merken würden«, erklärt Prof. Kai Zuber. Er forscht seit 25 Jahren auf dem Gebiet der solaren Neutrinos. »Mit diesem Durchbruch schließt sich für mich ein Kreis«, sagt er, weil er bereits an dem indirekten Nachweis dieser fundamentalen Neutrinos Anfang der 90iger Jahre beteiligt war. Rund 120 Wissenschaftler aus Italien, Deutschland, Frankreich, Polen, den USA und Russland arbeiten am Borexino-Experiment. Für die TU Dresden analysiert Prof. Kai Zuber gemeinsam mit seinem Doktoranden Björn Lehnert die gewonnenen Daten.


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