Die Flaute auf dem europäischen Solarmarkt fordert weiteren Tribut: Der Dünnschicht-Pionier First Solar wird im vierten Quartal das deutsche Werk in Frankfurt/Oder schließen.
Damit verlieren 1200 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Zudem legt der Konzern seine Produktion in Kulim, Malaysia, zum 1. Mai auf unbestimmte Zeit still. Insgesamt fallen weltweit 2000 Stellen weg. Auch in der europäischen Vertriebszentrale in Mainz sollen Stellen abgebaut werden.
Insgesamt werden beim einst als Great Place to Work prämierten Unternehmen wohl etwa 30 Prozent der 6000 weltweiten Arbeitsplätze wegfallen. First Solar passe seine weltweite Produktion an, um auf die drastisch veränderte Marktsituation in Europa zu reagieren, Kosten zu senken und zugleich das Unternehmen auf die Chancen nachhaltiger Märkte auszurichten, erklärt das Unternehmen. Gleichzeitig solle eine neue Produktion in den USA entstehen.
Ob das Engagement von First Solar beim Projekt Desertec weitergehen wird, ließ der Konzern derzeit offen.
"Der europäische Solarmarkt ist zum jetzigen Zeitpunkt ohne Förderung größtenteils wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Angesichts gewaltiger wirtschaftlicher Herausforderungen haben die europäischen Staaten ihre Förderprogramme früher als ursprünglich geplant zurückgefahren. Die Unterstützung von PV-Großanlagen - und damit unser Kerngeschäft - hat darunter überproportional stark gelitten. Diese Kürzungen hatten dramatische Auswirkungen auf die Nachfrage. Dadurch kann unsere Produktion in Europa langfristig nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, sodass wir gezwungen sind, uns an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen", sagt Christopher Burghardt, Geschäftsführer der First Solar GmbH und zuständig für den Vertrieb in Europa. "Wir werden weiterhin Service und Support für unsere Produkte in Europa bieten und mit unseren strategischen Kunden PV-Großkraftwerke in nachhaltigen Märkten weltweit entwickeln", so Burghardt.
"In den vergangenen fünf Jahren haben wir zusammen mit der Politik einen stark wachsenden Markt für erneuerbare Energien geschaffen. Uns ist bewusst, dass ohne die große politische Unterstützung das Wachstum der Solarindustrie nicht möglich gewesen wäre. Ein besonderer Dank gilt der Stadt Frankfurt an der Oder und dem Land Brandenburg für ihre Unterstützung", betont Burghard von Westerholt, Geschäftsführer der First Solar Manufacturing GmbH und Werksleiter in Frankfurt/Oder.
Man bemühe sich, die Auswirkungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so weit wie nur möglich abzufedern und die Veränderungen möglichst sozialverträglich zu gestalten, betont die europäische Geschäftsführung.
Pionier der Dünnschichttechnik
Das US-amerikanische Unternehmen First Solar gilt als Synonym für die CdTe-Dünnschichttechnik und noch immer als Benchmark, wenn es um den Wirkungsgrad der Dünnschichttechnik geht. Das Unternehmen hat die Dünnschichttechnik auf Kadmium-Tellurid-Basis entwickelt und den Produktionsprozess zur Markt- und Großserienreife gebracht. Diese Technologie hat zwar bei Labortests eine niedrigere Konversionseffizienz als die Silizium-Solarzellen, die Herstellung ist aber deutlich kostengünstiger und wegen eines geringen Temperatur-Koeffizienten für unterschiedliche Klimazonen sehr gut geeignet.
Aufgrund des Kadmium-Anteils der Module steht diese Technik aber auch im Kreuzfeuer der Kritik. Probleme dürfte das Kadmium auch nach der neuen EU-REACH-Verordnung und der Entsorgungsrichtlinie WEEE 2.0 aufwerfen.