Im Spätsommer will EWE das erste Mal Wasserstoff in seiner Forschungskaverne im brandenburgischen Rüdersdorf einlagern. Mit dem derzeitigen Aufbau und anschließenden Betrieb der H2dry-Anlage von Bilfinger geht das Forschungsprojekt des Energiedienstleisters in die nächste Phase.
Das Ein- und Ausspeichern von Wasserstoff in Kavernenspeichern – ähnlich wie bei Erdgas – soll einen Beitrag dazu leisten, zusätzliche Flexibilität in einem künftig auf erneuerbare Energien basierenden Energiesystem zu schaffen. Die Energie des grünen Stromes wird mit Hilfe der Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt. Kann dieser beispielsweise in unterirdischen Kavernenspeichern gelagert werden, wird seine enthaltene Energie bedarfsgerecht nutzbar.
An der Realisierung dieser Option arbeitet der Energiesdienstleister EWE zurzeit im Forschungsprojekt »HyCAVmobil« im brandenburgischen Rüdersdorf. Die Wasserstoff-Testkaverne mit etwa 500 Kubikmetern Volumen ist seit einigen Wochen fertiggestellt. Vorangegangen waren umfangreiche, erfolgreiche Dichtheitstests der Zuleitung zur Kaverne bis auf 1.000 Meter Tiefe.
Für die Erstbefüllung mit Wasserstoff errichtet EWE derzeit die Obertagetechnik für die Wasserstoffspeicherung. Zum Einsatz kommt auch die von Bilfinger entwickelte Wasserstofftrocknungsanlage, eine sogenannte H2dry-Anlage. Ihre Technologie soll eine ökonomische und effiziente Behandlung von Wasserstoff in großem Umfang ermöglichen, denn nach der Lagerung in Kavernen in tiefen Gesteinsschichten muss der Wasserstoff für die weitere Nutzung getrocknet werden.
In dem neuen Verfahren wird Wasserstoff mittels einer geeigneten Waschflüssigkeit durch Absorption von Feuchtigkeit getrocknet. Bei dieser Methode greift Bilfinger auf die langjährige Erfahrung und Expertise zurück, die bereits in großem Maßstab für Erdgas bei der Gasspeicherung angewendet wird.
Die Wasserstoff-Erstbefüllung der Forschungskaverne ist im Spätsommer geplant. Durch das anschließende Wechselspiel zwischen Ein- und Ausspeichern des Wasserstoffs gewinnen Bilfinger und EWE in den folgenden Monaten Ergebnisse, die auf Kavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragen werden können. Allein EWE verfügt mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen.