Laut EU-Energiekommissar Günther Oettinger geht in Deutschland die Energiewende zu schnell und ohne Rücksicht auf die heimische Wirtschaft und die Nachbarländer.
Auf der vom Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) der Universität Köln und der Tageszeitung FAZ veranstalteten Energietagung in Köln sagte der EU-Energiekommissar: »Schon jetzt ist der deutsche Industriestrompreis nach Japan, Dänemark und Zypern der höchste in der Welt. Und der schleichende Auszug der Grundstoffindustrie hat längst begonnen«. Es drohe die Desinvestition energieintensiver Industrien, wie Stahl, Aluminium, Chemie und Zement, in denen nur noch 80 Prozent des Anlagenbestandes in Deutschland reinvestiert werden.
Eine Stückwerkmentalität bei der politischen Gestaltung der Energiewende kritisierte in Köln der EWI-Direktor Mac Oliver Bettzüge. Auf Fehlentwicklungen werde mit immer neuen Einzelmaßnahmen reagiert, anstatt einen übergreifenden ordnungspolitischen Rahmen zu schaffen: »Versucht die neue Regierung am EEG festzuhalten und nur das Umfeld zu korrigieren, wird die Marktordnung auf unbestimmte Zeit eine Baustelle bleiben und Investitionen der Markteilnehmer bremsen«.
Eine Breitseite feuerte der BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber gegen die Energiewende-Lobby. Für den Unternehmensstandort Deutschland seien stabile Gas- und Strompreise eine »conditio sine qua non«. Die Belastbarkeit der Unternehmen sei erreicht: »Jürgen Trittin ist entweder Demagoge oder mit dem wirtschaftlichen Wissen eines Neandertalers versehen, wenn er ernsthaft behauptet, das Streichen der Umlage-Befreiung würden die Unternehmen schon verkraften können. Das wird vielmehr mindestens eine Million Arbeitsplätze kosten«.