Ist das auch ein Auslöser für den internen Streit innerhalb der Dii: Sollen die Investitionen zuerst dazu genutzt werden, um die jeweiligen Länder, in denen die Kraftwerke gebaut werden, mit Strom versorgt werden, oder soll zuerst der Schwerpunkt darauf gelegt werden, den Strom nach Europa zu übertragen?
Es gibt ein persönliches Thema zwischen den beiden Geschäftsführern. Und das wird gerade gelöst. Einen Richtungsstreit haben wir jedenfalls nicht. Das zeigt schon die kürzlich veröffentlichte Studie Desert Power Getting Started: Danach macht es absolut Sinn, beide Kontinente weiter zu verbinden und daraus gemeinsam Vorteile zu ziehen. Die MENA-Region nutzt immer besser ihre Potentiale, deckt ihren Strombedarf immer stärker aus erneuerbaren Energien wird zunehmend selbst zum Exporteur. Gleichzeitig stößt Europa an Grenzen des Ausbaus der erneuerbaren auf geeigneten Flächen und könnte günstige Importe aus den MENA-Ländern gut gebrauchen. Bis 2050 sprechen wir da laut der Studie von knapp 750 TWh von Süd nach Nord, es geht also um sehr viel Energie.
Und im öffentlich ausgetragenen Streit zwischen den Geschäftsführern der Dii dreht es sich also nicht in erster Linie um Sachfragen?
Ich sehe nicht, dass es dabei um Sachfragen geht.
Die Dii hat auch nicht ihre Strategie geändert, wie die Desertec Foundation durchblicken ließ?
Nein, es hat keinen Strategiewechsel gegeben. Einen solchen aus einem missverständlichen Presseartikel einfach abzuleiten und damit ohne Rücksprache den Austritt öffentlich zu begründen wie geschehen, halte ich nicht für ein glückliches Vorgehen.
Dass Mitglieder der Dii unter dem Mäntelchen von Desertec auch Kraftwerke verkaufen wollten, die nicht den erneuerbaren Quellen zuzurechnen sind – ebenfalls ein Missverständis?
In der Berichterstattung tauchten nach dem plötzlichen Ausstieg von Desertec solche vagen Anschuldigungen auf. Ich halte mich lieber an Fakten. Wenn die Desertec Foundation die Befürchtung hatte, dass die Dii einen Strategiewechsel vollzieht, dann wäre es besser gewesen, mit uns zu reden. Wir hatten noch am 26 Juni gemeinsam mit der Desertec Foundation eine Veranstaltung in Frankfurt und mussten dann am folgenden Sonntag aus in einem Onlineartikel erfahren, was die Desertec Foundation uns nun plötzlich öffentlich vorwirft. Die auf den 27.06. datierte Kündigung ging dann am Sonntag per Mail ein – eine Stunde, nachdem das Thema schon im Internet weite Verbreitung gefunden hatte. Das alles zusammen finde ich vom Vorgehen und der zeitlichen Reihenfolge her etwas ungewöhnlich.
Welche konkreten Schritte plant Dii jetzt?
Wir müssen zunächst wieder Ruhe ins Unternehmen bringen. Inhaltliche Arbeit steht für uns im Vordergrund.
Also den Streit zwischen den Geschäftsführern schlichten. Wird die Doppelspitze abgeschafft?
Es sollte in erster Linie um Inhalte gehen. Die Dii-Gesellschafter werden eine Entscheidung treffen.