»Vorwürfe der Desertec Foundation unbegründet«

Dii: MENA-Staaten wollen bis 2020 50 GW installieren

9. Juli 2013, 9:57 Uhr | Heinz Arnold

Zu Unrecht sieht sich Dii von der Desertec Foundation in die Rolle des Buhmanns gedrängt: »Dii hat in vielen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens die erneuerbaren Energien mit ins Bewusstsein der Entscheidungsträger gebracht«, sagt Klaus Schmidtke, Sprecher von Dii, im Interview mit Energie & Technik.

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Klaus Schmidtke, Dii GmbH
Klaus Schmidtke, Dii GmbH: »Wenn es wie aktuell in Spanien Überkapazitäten an Strom aus erneuerbaren Energien gibt und die Politik in den europäischen Ländern noch nicht den Rahmen geschaffen hat, damit der Wüstenstrom über das Mittelmeer kommen kann, stellen wir uns darauf halt ein. Soviel Flexibilität muss sein.
© Dii GmbH

Energie & Technik: Die Dii GmbH sieht sich nach dem Ausstieg der Desertec Foundation heftigen Angriffen ausgesetzt, darunter dem Vorwurf, nicht genügend erreicht zu haben. Wir sieht die Bilanz aus Sicht von Dii aus?

Klaus Schmidtke: Dii hat mit dazu beigetragen, dass die erneuerbaren Energien in Nordafrika und im Nahen Osten überhaupt Beachtung finden und diese Länder sie für die künftige Energieversorgung ernsthaft in Betracht ziehen. Dazu zählen Algerien und Saudi-Arabien, wo erneuerbare Energien noch vor wenigen Jahren überhaupt nicht im Bewusstsein der Entscheidungsträger vorhanden waren. Jetzt sind in der MENA-Region nicht weniger als 50 GW über die nächsten sieben Jahre geplant und zum Teil schon in der Realisation. Wir arbeiten mit Ländern wie Algerien, Tunesien und Marokko eng zusammen, um gemeinsam Strategien für die Energieversorgung voranzubringen und nach geeigneten Standorten für Wind-, PV- und Solarthermie-Kraftwerke zu suchen. Dabei ist wichtig zu wissen, dass wir als Dii nicht konkrete Projekte umsetzen und selber bauen, sondern die Dinge auf der Ebene der Entscheidungsträger ins Rollen bringen. Die Umsetzung ist dann Aufgabe der Länder und der Industrie.

Als Dii 2009 unter großer Medienbeachtung gegründet wurde, stand vor allem die Solarthermie im Vordergrund. Hat sich das zugunsten anderer Quellen jetzt geändert?

Das war eines der Ergebnisse unsere Studien u.a. zusammen mit der Fraunhofer Gesellschaft: Windenergie wird nach unseren Erwartungen mit einem Anteil von über 50 Prozent – davon 48 Prozent On Shore und 5 Prozent Off Shore – im Jahr 2050 dominieren. Weitere Anteile entfallen auf Photovoltaik und Solarthermie mit zusammen 25 Prozent. Die Forschung ist hier weiter als die öffentliche Wahrnehmung, in der meistens noch Wüstenstrom mit Solarthermie gleichgesetzt wird. Schlussendlich kommt es natürlich auch darauf an, wie viel die erzeugte kWh kostet und da sind sowohl Photovoltaik als auch Wind schon sehr günstig.

Der große Vorteil der Solarthermie besteht darin, wegen der günstigen Speichermöglichkeit für Wärme grundlastfähig zu sein. Tritt dieser Vorteil in den Hintergrund?

Auf die Kombination der verschiedenen Quellen kommt es an. Da kann auch die Fähigkeit, die Wärme nicht nur über die Sonne, sondern im Bedarfsfall über Gas erzeugen zu können, eine Rolle spielen. Beispiele von Hybridkraftwerken gibt es in Marokko und in Ägypten.


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