Der deutsche Maschinenbau will die Energiewende, sieht sie aber durch Managementfehler und mangelnde gesetzliche Rahmenbedingungen gefährdet. Dies ist das Ergebnis des ersten »VDMA Energiewende-Barometers Maschinenbau«, das gestern veröffentlicht wurde.
Der Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. hat seine Mitglieder erstmals über ihre Meinung zur Energiewende befragt. Während die Unternehmen die Energiewende wollen, sehen sie deren derzeitige politische Steuerung als großes Risiko an. Die Politik ist dabei, das Vertrauen der Unternehmer zu verspielen. Es bedürfe eines Strommarktdesigns 2.0, das die konventionellen und regenerativen Energien in den Strommarkt integriere, so die Einschätzung des VDMA. Das EEG müsse überarbeitet werden, damit der Ausbau regenerativer Energien planbar, bezahlbar und nachfrageorientiert erfolge. Energieeffizienz müsse endlich zentrales Ziel der Energiewende werden.
Insgesamt 47,9 Prozent der Befragten sehen momentan negative Auswirkungen der Energiewende auf ihr Unternehmen, 52,1 Prozent erkennen positive Auswirkungen. In Zukunft erwarten 65 Prozent positive Effekte und nur noch 35 Prozent negative Auswirkungen der Energiewende auf ihren Betrieb.
66,6 Prozent der VDMA-Unternehmen glauben, dass die steigenden Strompreise die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Nur 9,2 Prozent der Unternehmen melden derzeit keinen Preisanstieg, 61,6 melden moderate und 29,2 Prozent stark steigende Strompreise.
Teils fehlt es einfach noch an den technischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Energiewende. 61,2 Prozent der Befragten glauben, dass im Bereich Energieeffizienz die nötigen technologischen Voraussetzungen fehlen. Nur unwesentlich optimistischer sind die Unternehmer für die Energieerzeugungstechnologien: 55,2 Prozent sehen die notwendigen technologischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Energiewende als noch nicht gegeben an.
67,3 Prozent der Befragten sehen keine Umsatzsteigerung ihrer Unternehmen im Inland durch die Energiewende induziert, künftig erwarten immerhin 55,1 Prozent der Unternehmen, dass die Energiewende ihnen Umsatzsteigerungen bringt. Für die Auslandsumsätze sind die Befragten pessimistischer. Hier sehen 73,3 Prozent gegenwärtig keine Umsatzsteigerungen durch die Energiewende und knapp die Hälfte erwartet solche in der Zukunft.
Die Netzqualität wird als bislang zufriedenstellend beurteilt. Nur 11,4 Prozent der Befragten waren bereits mit Stromausfällen konfrontiert, wenn auch künftig 27,6 Prozent mit solchen rechnen.
70,7 Prozent der befragten Maschinenbauunternehmen haben schon Energieeffizienzmaßnahmen ergriffen und 89,2 Prozent planen dies für die Zukunft. Dass auch ihre Kunden in Energieeffizienztechnologien investieren, vermelden aktuell 45,8 Prozent, für die Zukunft erwarten dies 78,9 Prozent der Maschinenbauer. Gegenwärtig nutzen erst 18,8 Prozent öffentliche Fördermittel zur Steigerung der Energieeffizienz, während 44,3 Prozent dies für die Zukunft planen.
Die Zahl der Unternehmen, die gegenwärtig oder künftig die Eigenstromversorgung einsetzen, ist mit 16 Prozent relativ begrenzt. 56 Prozent der Eigenstromversorger setzen auf regenerative Energien. Die Energiewendekosten finden 89,8 Prozent der Befragten nicht transparent und 92,3 Prozent nicht gerecht verteilt.
Die Politik erhält für ihre Aktivitäten in Sachen Energiewende ein Mangelhaft. Mit der Umsetzung der Maßnahmen für die Energiewende durch die Politik sind 87,7 Prozent unzufrieden, 92,1 Prozent mit der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern, 89,4 Prozent mit der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung, 81 Prozent mit den Rahmenbedingungen für den Bau fossiler Kraftwerke, 94 Prozent mit den Maßnahmen zum Ausbau der Stromnetze, 70,7 Prozent finden die Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien unzureichend, 85,9 Prozent die bisherigen Maßnahmen zur Erreichung der Energieeffizienzziele und 88,2 Prozent sind mit den Maßnahmen für neue Technologien zur Energiespeicherung und Lastmanagement unzufrieden.
Bei den Unternehmen des Maschinenbaus muss die Politik verspieltes Vertrauen aktiv zurückgewinnen, wenn sie die Industrie zum Motor der Energiewende machen will.