Kosten-Nutzen-Analyse von Ernst &Young

Der Rollout kommt!

2. August 2013, 15:12 Uhr | Heinz Arnold
Ingo Schönberg, Vorstandsvorsitzender der PPC AG sagt: »In vielen Zählstellen, für die intelligente Zähler ausreichen würden, werden von vorneherein mit intelligenten Messsystemen ausgestattet, weil intelligente Zähler mit Inhome-Display nicht viel weniger kosten und keine Dienste ermöglichen.«
© PPC AG

Die Kosten-Nutzen-Analyse von Ernst &Young eröffnet gute Perspektiven für die Hersteller von intelligenten Messsystemen. »Jetzt ist klar: Der Rollout kommt«, sagt Ingo Schönberg, Vorstandsvorsitzender der PPC AG im Interview mit Energie & Technik.

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Energie & Technik: Wie schätzen Sie die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse von Ernst & Young ein?

Schönberg: Die kleinen Kunden sollen nicht von Anfang an mit hohen Investitionen belastet werden. Der Rollout-Plan von Ernst & Young sieht deshalb eine Durchdringung von 68 Prozent statt der im EU-Plan vorgesehenen 80 Prozent bis 2022 vor. Es handelt sich also um einen Kompromiss zwischen den Interessen der Endkunden und dem volkswirtschaftlichen Nutzen für das Gesamtsystem.

Eigentlich weist die Studie ein volkswirtschaftliches Optimum für einen Ausbau aller Zähler über 3000 kWh aus. Allerdings stellt sie die volkswirtschaftlich beste Lösung zurück und begründet dies damit, dass die kleineren Verbraucher keinen ausreichend hohen Eigennutzen erhalten. Mit der Begründung, dass einzelne keinen adäquaten Nutzen ziehen und belastet werden, könnte man auch den Ausbau Erneuerbarer unterbinden. Nur einmal zum Vergleich: Der Ausbau aller Zähler ab 3000 kWh würden nach der KNA zu einem Systemkostenbeitrag von 26 Euro für alle Haushalte führen. Eine EEG-Umlage von 5 Cent multipliziert mit der Durchschnittshaushaltsabnahme von 3500 kWh pro Jahr führt zu einer Belastung von 175 Euro pro Haushalt! Man muss abwarten, wie die neue Regierung die Studie in der Roll-Out Verordnung dann final umsetzt.

Sie schätzen also aus der Perspektive des Herstellers von Messsystemen die Ergebnisse der Kosten-Nutzen-Analyse von Ernst & Young positiv und nicht als Rückschlag?

Als Rückschlag sehe ich die KNA keinesfalls, im Gegenteil: jetzt ist klar, dass der Rollout kommen wird. Immerhin sollen 4 Millionen Zähler pro Jahr installiert werden. Das ist ja eine interessante Zahl, auch wenn uns der Vollausbau bzw. ein beschleunigter Ausbau auf Basis 3000 kWh Grenze natürlich am liebsten gewesen wäre. Die technische Analyse in der Studie hat ergeben, dass der Mobilfunk Schwierigkeiten hat, an die Zähler im Keller heranzukommen und Außenantennen notwendig werden, da erweist sich die leitungsgebunden Kommunikation als vorteilhaft und effizient. Das kommt unserem Konzept ebenfalls entgegen und es wurde entsprechend positiv bewertet.

Um das Rolloutszenario der Studie umsetzen zu können, wären Änderungen im EEG erforderlich und es müssten viele Verordnungen verabschiedet werden. Rechnen Sie nicht damit, dass sich dadurch der Rollout stark verzögern könnte?

Ich gehe davon aus, dass die Verordnungen, die erforderlich sind, um die Vorschläge des Gutachtens von Ernst & Young umzusetzen, schnell verabschiedet werden können. Was die vorgeschlagenen Änderungen im EEG betrifft, etwa um aus der Steuerbarkeit der EEG-Anlagen den entsprechenden volkswirtschaftlichen Nutzen ziehen zu können: Diese sinnvollen Änderungen haben mit dem Ausbau der Messsysteme direkt aber nichts zu tun sondern fördern nur deren Nutzen. Deshalb sollten sich daraus für uns keine Verzögerungen ergeben.

Damit beziehen Sie sich auf die intelligenten Messsysteme, nicht auf die intelligenten Zähler?

Wir gehen davon aus, dass viele Zählstellen, für die grundsätzlich intelligente Zähler genügen würden, dennoch mit einem intelligenten Messsystem ausgestattet werden. Das für den intelligenten Zähler geforderte eigenständige Display zur Visualisierung kostet einschließlich der dazu erforderlichen hausinternen Kommunikation sicher nicht viel weniger als eine intelligente Messstelle, die dann noch den Vorteil aufweist, den vereinfachten Abrechnungsprozess und Zusatzdienste wie variable Tarife zu bieten. Und außerdem lohnt es sich ab einem Durchdringungsgrad von über 50 Prozent aufgrund der hohen Prozesskosten sowieso nicht mehr, manuelle und automatisierte Ablesesysteme parallel zu fahren.

Sie betrachten die intelligenten Zähler also nur als einen Übergang?

Aus den oben genannten Gründen gehen wir davon aus, dass schon in einem frühen Stadium viele intelligenten Zähler zu intelligenten Messsystemen migrieren. Insbesondere unter Grenzkosten- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten lohnt sicher eher der Einbau von Messsystemen, da eine spätere Nachrüstung aufwendig wird


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