Angesichts hoher Investitionen in MOCVD-Reaktoren zur Herstellung von Leuchtdioden stehen der LED-Branche nach Ansicht der Analysten 2012 eine LED-Schwemme und eine Preisschlacht bevor.
Die meisten LEDs dürften in absehbarer Zeit vom chinesischen Festland und der Insel Taiwan kommen: Vor allem in der Volksrepublik China haben viele Hersteller im Jahr 2011 erheblich mehr investiert als im Jahr zuvor. Die Folge war, dass von den 700 MOCVD-Anlagen, die laut einer Studie von Barclays Capital 2011 weltweit ausgeliefert wurden, 422 nach China gingen. Das waren genau doppelt so viele wie im Jahr zuvor, in dem mit insgesamt 270 Reaktoren die meisten Lieferungen noch nach Südkorea gingen. Vor allem LG deckte sich 2010 mit 114 Einheiten gut ein, während Samsung 71 und Seoul Semiconductor 66 Anlagen kauften. 2011 fiel der südkoreanische Markt mit 62 Einheiten (von denen Samsung allein 35 abnahm) auf Platz 3 zurück, während Taiwan, dessen Volumen von 241 auf 160 schrumpfte, die Nummer 2 blieb.
Während die südkoreanischen LED-Chiphersteller hierzulande recht bekannt sind, kennt kaum jemand die Namen der chinesischen Großabnehmer: Sanan, Shanghai Bluelight oder Elec-Tech. Von den Taiwanern kennen die meisten bestenfalls Epistar und Lextar, die schon seit mehreren Jahren am Markt aktiv sind und auch über die größte Fertigungskapazität verfügen. Genesis Photonics, Tekcore oder ForEpi dürfte wiederum kaum jemand kennen, wobei der letztgenannte Newcomer mit 44 Einheiten im Jahr 2010 mehr Anlagen kaufte als alle europäischen und US-amerikanischen Hersteller zusammen (42 Einheiten)!
In Japan blieb Toyoda Gosei 2011 die Nummer 1, wie schon 2010 und 2009. Mit insgesamt 37 Anlagen kaufte er von 2009 bis 2011 mehr Anlagen als alle anderen japanischen Hersteller zusammen. Zu diesen gehört auch Sharp, der 2010 zwei Reaktoren und 2011 vier erwarb. Diese Entwicklung zeigt auch, dass der Bildschirmspezialist sich nicht mehr nur auf Zulieferer verlässt und einen ähnlichen Weg geht, wie ihn Samsung schon eingeschlagen hat: Nachdem der Elektronikgigant sich die LED-Chips anfänglich von Zulieferern wie Seoul Semiconductor holte, hat er jetzt eine große Eigenkapazität aufgebaut.
Wer nun von der Zahl der gelieferten Installationen auf die Fertigungskapazitäten schließen möchte, muss vorsichtig sein: Weder sind alle 2011 gelieferten Reaktoren bereits in Betrieb noch haben sie die gleiche Kapazität. Hinzu kommt, dass nicht alle MOCVD-Reaktoren für die Fertigung von LEDs eingesetzt werden. Und etliche Analysten berichten, dass bei weitem nicht alle Hersteller in der Volksrepublik China die Qualität erreichen, die bei den etablierten Herstellern bereits Standard sind. Hinzu kommt laut Barclays, dass die Auslastung der chinesischen Fertigungskapazitäten derzeit im Schnitt weniger als 30 Prozent beträgt. Da schneiden die Südkoreaner mit mehr als 50 Prozent schon besser ab, während die Taiwaner gut das Doppelte der Festlandchinesen erreichen. Hinzu kommt, dass gemäß einer Direktive der Regierung in Peking der Aufbau der Fertigungskapazitäten zunächst Vorrang hatte. Die Hersteller erhielten massive Subventionen für ihre Investitionen. Erst in der zweiten Förderphase wird das Augenmerk auf Fertigungsausstoß liegen. Um den Absatz anzukurbeln, hat die chinesische Regierung weitere Subventionen in Höhe von umgerechnet etwa 1 Mrd. Euro beschlossen, die nach Einschätzung von Analyst Tim Arcuri (Citibank) auf die Anschaffung von rund 135 Mio. 6-W-Lampen hinauslaufen dürften. Das wäre seiner Ansicht nach aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn die hierin verbauten LEDs ließen sich (je nach Auslastung und Ausbeute) mit der Kapazität von 25 bis 60 neuen MOCVD-Reaktoren herstellen. Allerdings sind die Subventionen vor allem als Anschubfinanzierung gedacht, und auch Arcuri hat keinen Zweifel daran, dass es nicht mehr lange dauern dürfte, bis die Branche sich geradezu auf eine Schwemme von (vor allem Weiß leuchtenden) LEDs gefasst machen darf. Nach Schätzungen des Herstellerdachverbandes SEMI wird die 2012 vorhandene Fertigungskapazität bis zu 2 Mio. äquivalente 4-Zoll-Waferstarts pro Monat ermöglichen.