Forschungsprojekt FIONA

Offene Plattform für Location Based Services

9. April 2015, 11:47 Uhr | Heinz Arnold
Im Rahmen des Forschungsprojekts FIONA soll eine offene und unabhängige Plattform entstehen, um Local Based Services anzubieten. Auf Basis solcher Services könnten Navigationsgeräte blinde Menschen von Gebäude zu Gebäude führen und virtuelle Tourenführer die Besucher durch Museen und Kaufhäuser lotsen.
© Robert Bosch GmbH

Obwohl Local Based Sevices wirtschaftlich sehr attraktiv sind, wird deren Potenzial bisher kaum genutzt. Der Grund: Es gibt noch keine ausgereiften Navigationssysteme für Innenräume, in denen GPS-Signale nicht empfangen werden können. Das soll das Forschungsprojekt FIONA jetzt ändern.

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Im Rahmen des Forschungsprojekts FIONA (Framework for Indoor and Outdoor Navigation Assistance), dessen Leitung bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart liegt, soll eine offene und unabhängige Plattform entstehen, um Local Based Services anzubieten. So könnten Navigationsgeräte blinde Menschen von Gebäude zu Gebäude führen und virtuelle Tourenführer die Besucher durch Museen und Kaufhäuser lotsen.  

Zwar sind bereits Technologien für die Positionsbestimmung in Innenräumen am Markt erhältlich, doch sind sie entweder technisch eingeschränkt oder zu teuer. Der relativ junge Markt ist stark fragmentiert. Es gibt kaum festgelegte Standards. Kleine und große Unternehmen bieten Komponenten an, die untereinander nicht kompatibel sind.

Schnittstellen definieren

Die Projektpartner wollen deshalb eine Architektur festlegen und implementieren, mit der sich Komponenten unterschiedlicher Hersteller in einem System zusammenführen lassen. Vor allem an den Schnittstellen der Komponenten ist eine Standardisierung erforderlich: Wie ein Lokalisierungssystem mit einem Navigationssystem kommuniziert, welche Informationen notwendig und welche optional sind, wie oft und mit welcher Genauigkeit Daten übertragen werden und was bei Fehlern geschieht – diese und weitere Fragen gilt es zu beantworten.

Demonstration an Prototypen

Um die Wirksamkeit des Rahmenwerkes zu demonstrieren, plant das Projektteam zwei Anwendungen mit entsprechenden Prototypen: Ein Navigationsassistent soll sehbehinderte und blinde Menschen mit hoher Präzision von Gebäude zu Gebäude lotsen, etwa beim Einkaufen, aber auch von Raum zu Raum, und sie auf Hindernisse aufmerksam machen. In einer demografisch alternden Gesellschaft, in der Sehbeeinträchtigungen zunehmen, ist ein solcher Dienst immer mehr gefragt.

Zweiter Prototyp wird ein virtueller Tourenführer beispielsweise für Museen, Einkaufszentren, Flughäfen oder Werkhallen sein. Als App auf dem Smartphone soll er Nutzer durch Gebäude leiten und ihnen je nach Gebäudetyp und Position die entsprechenden Informationen liefern – etwa zu Kunstobjekten, Artikeln auf der Einkaufsliste, Flügen oder reparaturbedürftigen Maschinen.

Innovationen fördern

Die beiden Anwendungen zeigen, wie sich die Ergebnisse von FIONA in der Praxis nutzen lassen. FIONA wird Anbietern von ortsbezogenen Diensten einen verlässlichen Rahmen für ihre Produkte zur Verfügung stellen. Das ermöglicht schnellere und kostengünstigere Neuentwicklungen und fördert den Wettbewerb in der Zulieferindustrie. Als länderübergreifendes Projekt kann FIONA die Position Europas im Markt für LBS stärken, der in den nächsten Jahren voraussichtlich stark wachsen wird.

Länderübergreifendes Projekt

Das Projekt FIONA bringt große und kleine Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik und der Türkei zusammen. Im Projektteam arbeiten Entwickler aus den Fachgebieten Positionierung, Hinderniserkennung, Navigation, Sicherheit und Interaktion zwischen Mensch und Computer, sowie Experten für Systemintegration. Die Projektleitung liegt bei der Robert Bosch GmbH in Stuttgart. Außerdem sind in Deutschland das Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik ESK in München, die Infineon Technologies AG in Neubiberg und die Hochschule Ulm an dem Projekt beteiligt. FIONA ist Teil des Clusterprogramms ITEA 2 (Information Technology for European Advancement) der europäischen Forschungsinitiative EUREKA und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,9 Millionen Euro gefördert. Das Projekt läuft bis Februar 2016. 


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