Eine andere Möglichkeit wäre, den Distributionsanteil auszubauen. Wie sehen hier Ihre Pläne aus?
Angesichts des stetig wachsenden Standardprogramms will TDK-Lambda in den nächsten Jahren seinen Distributionsanteil, der derzeit bei etwa 15 Prozent liegt, auf 20 Prozent steigern. Unsere Distributionsstruktur reicht dabei von kleinen, teilweise regional tätigen Unternehmen, die vor allem im Bereich Laborstromgeräte tätig sind, bis zum Branchenprimus Arrow. Es gibt auch heute schon Low-Price-Geräte im Industriebereich, die wir ausschließlich über die Distribution vertreiben.
Neben dem Ausbau der Distribution und der Verdoppelung der Lagerkapazitäten haben Sie auch in die Stärkung Ihres Entwickler-Teams investiert. Welche Ziele haben Sie sich für den Value-Add-Bereich gesetzt?
Heute liegt unser Value-Add-Anteil etwa bei 15 Prozent, das entspricht einem mittleren einstelligen Millionen-Euro-Umsatz. Wir haben die Zahl der Mitarbeiter, die in der Entwicklung in Achern an Value-Add-Lösungen arbeiten, in diesem Jahr auf fünf erhöht. Wenn alles nach Plan läuft, wird Anfang nächsten Jahres ein weiterer Mitarbeiter zu diesem Team stoßen. Unser Ziel ist es, den Umsatz mit Value-Add-Lösungen im nächsten Jahr um 20 Prozent zu steigern. Wenn es uns gelingt, diese Steigerungsrate gegenüber dem Geschäft mit den Standardnetzteilen in den nächsten Jahren weiterzuführen, könnten mittelfristig 25 bis 30 Prozent unseres Umsatzes in Deutschland auf Value-Add-Lösungen zurückgehen.
Während Sie in Europa verstärkt auf Value-Add setzen, entstand in Japan 2009 das neue Entwicklungszentrum Nagaoka mit über 300 Entwicklungsingenieuren. Werden die sich vor allem um Neuentwicklungen für den asiatischen Markt kümmern?
Neben Nagaoka gibt es auch noch zwei kleinere Entwickungszentren in Singapur und in China. Die Entwicklungs-Teams in Nagaoka, so der heutige Stand, konzentrieren sich vor allem auf Grundentwicklungen für den japanischen Markt. Natürlich wird in Nagaoka auch weiterhin die Grundlagenforschung für den Stromversorgungsbereich vorangetrieben, aber wir werden in Zukunft die Arbeit unserer Entwickler-Teams in Israel und Großbritannien stärker auf die Entwicklung von Standardprodukten für den europäischen und amerikanischen Markt konzentrieren.
Der Unterschied zwischen Japan einerseits und Europa und Amerika auf der anderen Seite liegt darin, dass aufgrund der umfassenden und weitreichenden Verpflichtungen, die TDK-Lambda gegenüber seinen japanischen Kunden eingeht, Time-to-Market nicht der letzte Trigger ist. Das ist in Europa und Amerika anders. Darum werden wir in Zukunft in Europa eigenständiger werden, was die Produktentwicklung angeht und was die Zusammenarbeit mit japanischen Werken betrifft.
Welche Applikationsbereiche bieten die größten Wachstumsmöglichkeiten für TDK-Lambda? Werden Sie in Zukunft, in Folge der Stärkung Europas im Unternehmensverbund, mit neuen Produkten in bisher nicht abgedeckte Marktbereiche vorstoßen?
Wenn wir von Europa sprechen, dann zählt Medizinelektronik mit Sicherheit zu unseren wichtigsten Wachstumsmärkten in der Zukunft. Dieser Bereich steuert alleine in Deutschland heute schon 25 Prozent zu unserem Umsatz bei. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass gut ein Drittel unserer Standardgeräte eine Medizinzulassung aufweist. Interessante Perspektiven bietet uns auch der Bereich der LED-Stromversorgungen. Aber nicht die Form von Produkten, die hinter einer Rehgipswand zum Einsatz kommen, sondern die, die etwa im Bereich der Straßenverkehrstechnik oder Schifffahrt verwendet werden. Dort stehen wie im Industriebereich Zuverlässigkeit und Langlebigkeit im Vordergrund, zwei Aspekte, bei denen wir punkten können. An europäisch beeinflussten Produktneuentwicklungen wird bereits gearbeitet. Lassen Sie sich überraschen, was wir da nächstes Jahr vorstellen werden!
Sie sprachen zuvor an, dass Sie ein schnelles organisches Wachstum, das sie bis 2015 über die Milliarden-Dollar-Umsatz-Grenze bringt, nicht für möglich halten. Akquisitionen könnten das ermöglichen . . .
Derzeit verfolgen wir keine konkreten Übernahmepläne. Wenn sich aber etwas ergeben würde, das in unser Leistungsspektrum passt, welches Produke für die Industrie, über die Medizin- und Messtechnik bis hin zu Testerherstellern und Lightning-Anbietern umfasst, dann steht eine Übernahme sicherlich nach wie vor auf der Agenda. Dabei kann es sich dann um ein Unternehmen mit eigener Fertigung handeln, aber auch um ein vor allem in der Entwicklung starkes Unternehmen.