Wie weit fortgeschritten ist eigentlich der Ausbau von Energiespeichern in den USA?
Dr. John Kulick: Erst letzte Woche hat der Staat Kalifornien beschlossen, dass die drei großen Versorger zusammen bis zum Jahr 2020 rund 1,3 GW Energiespeicherkapazität kaufen müssen. Dabei wurde nicht spezifiziert, um welche Art von Energiespeicher es sich handeln muss. Die öffentlichen Einrichtungen versuchen also, die Energieversorgung in eine Richtung zu lenken. Und die Energieversorger fühlen sich natürlich besser, wenn es Standards dafür gibt.
Verlangsamt die boomende Schiefergasförderung den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den USA?
Dr. John Kulick: Keine Frage, die Schiefergasförderung wächst und erzeugt billige Energie. Kurzfristig könnte das schon Auswirkungen haben, besonders dann, wenn der Preisunterschied zwischen dem Gas und den Erneuerbaren Energien wächst. Auf der anderen Seite gibt es in vielen Staaten die Anforderung, einen Teil der Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen. Dem müssen die Versorger natürlich weiterhin nachkommen.
Bill Ash: Das Schiefergas mag vielleicht im Moment billiger sein, aber es ist immer noch eine endliche Energiequelle. Und da sie limitiert ist, dürfen wir uns nicht so abhängig davon machen. Kurzfristig mag der Förderboom den Ausbau der Erneuerbaren Energien etwas verlangsamen. Langfristig werden die Erneuerbaren Energien aber ein großer Bestandteil der Energieversorgung sein.
Dr. John Kulick: So schlecht ist die Situation auch gar nicht. Das Erdgas ist momentan die billigere Energiequelle und wird damit die wichtigste Energiequelle für die nächste Zeit sein. Das bringt den Erneuerbaren Energien aber Zeit, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern. Dadurch werden sie schließlich auch wettbewerbsfähiger.
Gibt es aus Ihrer Sicht eine Energiespeichertechnik, die sich durchsetzen wird?
Dr. John Kulick: Aus IEEE-Sicht haben wir keine Meinung dazu, welche Technik dominieren wird. Wir wollen neutral sein. Es ist aber auch noch viel zu früh, so etwas zu sagen. Das muss sich erst zeigen.
Sehen Sie die Energieerzeugung der Zukunft eher dezentral oder zentral wie jetzt?
Bill Ash: Wir haben vor Kurzem eine Langzeitstudie für den Zeitraum bis 2050 durchgeführt. Wenn man von einer wachsenden Bevölkerung und wachsendem Strombedarf ausgeht, dann wird die das künftige Energiesystem wohl eher dezentral. Die Energieerzeugung wird sich also auf Privathäuser und Betriebe konzentrieren. Diese dezentrale Erzeugung könnte dann einen Anteil von bis zu 80 Prozent haben.