Interview

Unterschiedliche Energiespeicher brauchen eine einheitliche Kommunikation

6. November 2013, 10:04 Uhr | Mathias Bloch
Bill Ash ist Strategic Technology Program Director bei der IEEE-SA
© IEEE

Die Energiespeicher sind eine wichtige Komponente im Smart Grid. Internationale Standards gibt es in diesem Bereich aber noch nicht. Am Rande der Münchner Cleantech-Konferenz trafen wir Bill Ash und John Kulick von der IEEE Standards Association (IEEE-SA), um sie über den aktuellen Stand der Dinge zu befragen. Einen ersten Standard für Energiespeicher im Smart Grid soll es schon 2014 geben.

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Elektronik: Die IEEE-SA definiert weltweite Standards für elektronische Systeme. Was machen Sie speziell auf dem Gebiet der stationären Energiespeicher im Smart Grid?

Bill Ash: Ende 2008 haben wir mit der Arbeit an dem Projekt „IEEE 2030“ begonnen, das die Interoperabilität im Smart Grid festlegen soll. Dabei geht es darum, Schnittstellen zum Smart Grid zu identifizieren und die notwendigen Anforderungen an diese Schnittstellen anzubieten. Das wurde 2011 abgeschlossen.

Für die Energiespeicher sind dabei die Entwürfe „IEEE 2030.2“ und „IEEE 2030.3“ herausgekommen. Bei „IEEE 2030.2“ geht es um die Integration von Energiespeichersystemen, wobei es es nicht auf den Typ des Energiespeichers ankommt. Es ist also egal, ob es sich um einen Batteriespeicher, ein Schwungrad, um Druckluft oder um ein Pumpspeicherwerk handelt. Es geht nur darum, wie dieses System in das Stromnetz integriert werden kann. Bei „IEEE 2030.3“ geht es um das Testen von Speichersystemen.

Das bedeutet, dass wir technologieneutral sind, so dass die Energiespeicher nicht auf eine Technik begrenzt sind. Es geht bei „IEEE 2030.2“ um die Schnittstelle, über die alle Speichertechniken mit dem Stromnetz kommunizieren können.

Wie kann man sich diese Schnittstellen so vorstellen?

Bill Ash: Ein Problem in der Industrie ist, dass es keine allgemeingültige Terminologie für die Anforderungen von Energiespeichern an die Kommunikation und die IT gibt. Begriffe wie »Verfügbarkeit« oder »Zuverlässigkeit« haben ja in unterschiedlichen Industrien leicht unterschiedliche Bedeutungen. Wir stellen hier eine Basis-Definition von Begriffen für Energiespeicher zur Verfügung. »IEEE P2030.2« wird praktisch die Bühne für eine allgemeingültige Terminologie für die meisten gängigen Energiespeicher sein.

Zur Zeit gibt es bei der Kommunikation dieser Systeme meist proprietäre Lösungen. Auf dem Gebiet eines Energieversorgers etwa, kann es derzeit viele verschiedene Versionen geben, wie kommuniziert wird. Solche Einzel-Lösungen sind aber nicht interoperabel.

Welche Technologien werden Sie für die Schnittstelle nutzen? Alte Bekannte wie etwa Powerline?

Bill Ash: Das werden aktuelle, können aber auch zukünftige Technologien sein. Wir wollen ja technologieneutral sein und sind daher etwas grundsätzlicher. Wir definieren nur die Methodik und Charakteristika, welche für Energiespeicher eine Rolle spielen.

Wenn man sich die Schnittstelle des Energiespeichers zum Netz anschaut, muss sie erkennen, welche Leistung gerade benötigt wird oder auch ob der Energiespeicher weiter am Netz bleiben muss oder nicht. Mit der Charakteristik werden Kriterien für die Leistung definiert, so wie zum Beispiel Spannung oder Kapazität.

IEEEDr. John Kulick ist Senior Consultant Technical Regulation & Standardization bei Siemens USA.
Dr. John Kulick ist Senior Consultant Technical Regulation & Standardization bei Siemens USA.
© IEEE

Dr. John Kulick: Es geht ja darum, diese Parameter zu definieren Wie zum Beispiel, ob der der Speicher in einem Einspeise- oder Aufnahmemodus ist. Aus den vielen laufenden Projekten kann man ableiten und definieren, wie das Laden oder Einspeisen von Strom ablaufen muss. Die Hersteller solcher Systeme müssen sicher sein können, dass ihr System bei allen Anwendungen − ob Heimspeicher oder industrieller Speicher − funktioniert, obwohl es unterschiedliche Anforderungen gibt.

Wann wird dieser Standard IEEE 2030.2 fertig sein?

Bill Ash: Ich denke, dass wir 2014 einen Standard für die Interoperabilität von Energiespeichern im Stromnetz fertig haben.

In Deutschland gehen gerade die ersten privaten Stromspeicher ans Netz, ist es da nicht schon zu spät für einen Standard?

Dr. John Kulick: Der Sinn von Standards ist es ja, Interoperabilität zwischen verschiedenen Technologien zu schaffen, die es schon gibt. Wenn zwei unterschiedliche Speichertechniken mit unterschiedlichen Schnittstellen ans Netz gehen, funktioniert das schon, aber es gibt irgendwann lauter proprietäre Systeme für lauter Nischen. Es ist also besser, wenn unterschiedliche Technologien eine einheitliche Schnittstelle haben. Die Hersteller können somit Produkte anbieten, die sie weltweit verkaufen können. Ab einem bestimmten Verbreitungsgrad braucht man einfach Standards.

Bill Ash: In Deutschland gibt es ja schon um die tausend Privatkunden, in den USA, in China und anderen Ländern gibt es ebenfalls Energiespeicher-Projekte. Das ist alles aber noch weit von der Massenanwendung entfernt. Wir nehmen also die Erfahrung aus diesen Projekten und entwickeln daraus dann allgemeingültige Standards.


  1. Unterschiedliche Energiespeicher brauchen eine einheitliche Kommunikation
  2. Energiespeicher und Erneuerbare Energien in den USA

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